Walliseralpen August 2000

Teil 1: Mischabel

Täschhorn (4491 m) von der Domhütte
Dom (4545 m), Festigrat

Claudia Bäumler, Helmut Hackl, Hartmut Bielefeldt
Verfasser dieses Textes: Hartmut Bielefeldt

Bericht
7.-9. August 2000

Montag, 07.08.2000: Aufstieg zur Domhütte
Das vierte verregnete Wochenende in Folge, und auch an den Arbeitstagen zwischendurch war es nicht viel besser. Erdrutsche und Schneefall auf den Alpenpässen - der Juli 2000 war keine besondere Erwähnung wert. Umso erstaunlicher dafür die Aussicht, dass just in der anvisierten Urlaubswoche doch von Zeit zu Zeit ein bisschen Sonne zu sehen sein sollte.
Nachdem besonders in den Nordstau-Lagen (Berneralpen, Glarus etc.) in großer Höhe sehr viel Schnee gefallen ist, verlegen wir uns vorläufig aufs Wallis. Auch dort hat es oben geschneit, aber zumindest keine 80 cm wie anderswo.
In Randa treffen wir uns auf die Minute genau mit Helmut Hackl (Cho Oyu 1999) und machen uns auf den langen Weg zur Domhütte. Das Wetter ist tatsächlich schön.
Nach vier Stunden dort angekommen, bekommen wir wirklich noch drei Schlafplätze. Ein Luxus, den manche Besucher in den nächsten Tagen nicht erlangen. Aber vielleicht wären die Notlager in der Gaststube sogar geräumiger gewesen.
Dienstag, 08.08.2000: Täschhorn
Dienstagmorgen, drei Uhr. Nach einem kurzen Frühstück starten wir um vier zum Täschhorn. Der erste Teil des Weges verläuft zusammen mit dem Dom, aber ab 3400 m wird es einsamer. Kurz vor sieben erreichen wir die Festi-Kin-Lücke (3734 m); insgesamt sind fünf Seilschaften unterwegs zum Täschhorn.
Das Weisshorn hat schon Sonne
Das Weisshorn hat schon Sonne
Ziemlich schwach ausgeprägt, die 'Art Band'
Ziemlich schwach ausgeprägt, die 'Art Band'
Der Übergang zum Kingletscher verläuft durch ziemlich heikles Gelände und kostet uns dementsprechend auch eine ganze Stunde. Die "Art Band", die im Walliserführer angegeben ist, ist eher ein Fantasieprodukt, meist geht es einfach durch losen Schutt mit einigen IIer-Stellen schräg herunter.
Vom Kingletscher sind wir bald auf der großen Rampe am P.3816, von wo aus der Weg zum Täschhorn nahezu frei ist. In zunehmender Steilheit (bis ca. 45°) geht es durch die Schneeflanke aufwärts. Nur ein paar Meter weit ist es unter dem Schnee blank; ansonsten bieten die ganzen 600 Meter guten Trittschnee. Ein klarer Nachteil dieser Flanke ist allerdings, dass sie bis oben morgens keine Sonne bekommt.
Am Grat ist es dazu noch sehr windig. Da die fünf Engländer vor uns einen größeren Stau fabrizieren und wir an dem engen Grat nicht überholen könnten, belassen wir es bei der Gratschulter und lassen die Aussicht von 30 m unterhalb des Gipfels auf uns wirken. Die ist zwar nicht so umfassend wie von ganz oben, aber der Tiefblick in die Südflanke ist auch so überwältigend.
Am Gipfelgrat des Täschhorns
Am Gipfelgrat des Täschhorns
Der Grat zum Mischabeljoch ist tief verschneit
Der Grat zum Mischabeljoch ist tief verschneit
Blick von der Fest-Kin-Lücke zum Täschhorn
Blick von der Fest-Kin-Lücke zum Täschhorn. Der letzte Aufschwung am Gipfelgrat ist gut zu erkennen.

Der Rückweg bietet bis auf den Gegenanstieg zur Festi-Kin-Lücke wenig Aufregendes. Gegen halb vier sind wir zurück an der Domhütte.
Zufällig begegnet uns dort übrigens Florian aus Rosenheim wieder, der im Frühjahr gleichzeitig mit uns am Denali in Alaska war.
Mittwoch, 09.08.2000: Dom, Abstieg nach Randa
Diesmal ist es in der Domhütte noch enger. Unsere drei Plätze beinhalten einen (Nr.13), auf dem kaum ein halber Mensch zum Schlafen Platz fände. Entsprechend ausgeschlafen sind wir heute morgen.
Ich komme gar nicht gut vorwärts und überlasse den Dom lieber Claudia und Helmut, während ich zur Hütte zurückgehe und ein längeres Ruhepäuschen mache. Derweil kommen die beiden am Festigrat - wo ausgezeichnete Verhältnisse herrschen - gut voran, sind nach fünf Stunden auf dem Gipfel und nach insgesamt acht Stunden zurück an der Hütte.
Auf dem Dom Auf dem Dom
Auf dem Dom (4545 m)
Viel gibt es für uns hier momentan nicht mehr zu tun. Der Anstieg zu Hohberghorn und Stecknadelhorn ist zu verschneit, um gut rauf und wieder runterzukommen (mittags wird es sehr heiß und matschig). Wir steigen also wieder ab ins Tal und übernachten auf dem Campingplatz zwischen Randa und Täsch. Der Platz ist durchaus zu empfehlen (ca. Fr. 10 pro Person).

Praktische Information

Domhütte (2940 m)
Tel. +41-27-9672634
Von Randa ca. 4 Stunden.
Laura hat ihren Laden gut im Griff. Für eine Hütte mit 5000 Übernachtungen in einer doch sehr kurzen Saison funktioniert in der Domhütte alles bestens, aber natürlich muss man als Gast auch ein bisschen flexibel sein und nicht gerade sein Bierchen wollen, wenn gerade das Abendessen verteilt wird.
Auch kann man kaum verschweigen, dass es manchmal sehr eng wird, und in dem Eschenmoserschen Grundriss sind einige Schlafplätze eingeplant, auf denen sich kein normal dimensioniertes menschliches Wesen ernsthaft zur Ruhe legen könnte - so auch der Schlafplatz Nr. 13.
Täschhorn
ZS, Fels II, oben II-III
Von der Domhütte ca. 5-7 Stunden.
Bis 3400 m ist die Route identisch mit dem Dom: Man betritt den Gletscher auf ca. 3200 m, dann geht es durch eine kurze Steilstelle (Blankeis) hoch auf ein Plateau, ca. 3400 m. Dort zweigt man nach rechts ab und erreicht über eine Stufe und einen steilen Schlusshang die Festi-Kin-Lücke. Dort schaut man sich erst mal dumm um, denn es geht nirgendwo vernünftig auf die andere Seite runter. Man muss dem Grat zum Dom hin erst hundert Höhen(!)meter folgen, bis man so einigermassen zum Kingletscher absteigen kann. Die Formulierung "eine Art Band" im SAC-Führer kann man da sehr weitläufig auslegen; ich empfand das Gelände als eher unerquickliche Geröll-Akrobatik mit beunruhigendem Tiefblick, und natürlich ohne jegliche Sicherungsmöglichkeiten.
Der Rest bis hoch zum Teufelsgrat ist relativ einfaches Gletschergelände (bis 45°). Oben umgeht man noch den einen markanten Felsaufschwung linksseitig, kommt dann fast an den Grat zurück, quert aber noch ein Stück weiter nach links, um dort erst endgültig auf den Grat zu gehen. Der Grat ist auf der anderen Seite außerordentlich ausgesetzt, und beim erstgenannten Punkt steht man auf einer überhängenden Platte, wo es einfach nicht so recht weitergehen will.
Dom über den Festigrat
WS, Fels I am Festijoch, sonst Firn/Eis.
Von der Domhütte 5-6 Stunden.
Bei guten Firnverhältnissen, und insbesondere bei (gesetztem!) Neuschnee ist der Festigrat eine gute Stunde kürzer als der Normalweg. Von der Hütte erreicht man in ca. 2 1/2 Stunden das Festijoch (3723 m), wo neuerdings auch Fixseile hängen. Vom Joch geht man einfach im Wesentlichen den Grat hoch zum Dom. Anders als auf dem Normalweg kann man bei einem Fehltritt hier aber kaum zum Halten kommen, daher ist hier sicheres Steigeisengehen Pflicht.
Der Normalweg macht einen großen Bogen durch das Gletscherbecken fast bis zum Lenzjoch. Er ist sicherer, aber meist auch mühsamer und wird daher eher nach dem Festigrat im Abstieg begangen.
unsere Zeiten
anabOrtHöhekm

07.08. 12:40 Randa 1407 km 0.00
14:45 15:05 Europahütte 2220 m km 3.60
16:55 Domhütte SAC 2940 m km 6.40

08.08. 04:00 Domhütte SAC 2940 km 0.00
04:40 04:50 am Gletscher 3200 m km 1.50
06:40 06:50 Festi-Kin-Lücke 3734 m km 3.30
07:40 07:50 Kingletscher 3730 m km 3.80
08:30 08:35 P.3812 3812 m km 4.50
11:00 11:05 Täschhorn ^ 4491 m km 5.50
11:50 12:20 P.3812 3812 m km 6.50
12:35 12:40 Kingletscher 3730 m km 7.20
14:00 14:05 Festi-Kin-Lücke 3734 m km 7.70
15:00 am Gletscher 3200 m km 9.50
15:20 Domhütte SAC 2940 m km 11.00

09.08. 04:05 Domhütte SAC 2940 km 0.00
06:30 06:40 Festijoch 3723 m km 3.30
09:15 Dom ^ 4545 m km 5.10
10:30 Festijoch 3723 m km 6.90
12:05 12:55 Domhütte 2940 m km 10.20
15:05 Randa 1407 m km 16.40
Führer/Karte
Führer: Landkarte:
© 2000 Hartmut Bielefeldt

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Letzte Änderung am 02. September 2000 durch Hartmut Bielefeldt