Skitour Tödi (3614 m)
Bericht
8./9. März 1997
Nach einigen Touren so um die 3000 m muß jetzt doch mal was Größeres dran glauben.
Mit der "Preisgabe" dieser Tour auf dem Internet gebe ich auch keinen der wertvollen Geheimtips auf,
denn den Tödi kennt sicher jeder, der in der Schweiz weiß, wo oben und unten ist.
In Tierfehd (805 m) liegt natürlich wieder mal fast kein Schnee, aber das Skitragen ist schon an
der Pantenbrücke (988 m) beendet. Der Felssturz vom letzten Jahr sieht noch immer ziemlich spektakulär
aus. Die ganze Gegend ist halt nicht so übermäßig haltbar...
Tagsüber wird's schon kräftig warm, auf dem Weg hat man allerhand mit anstollendem Naßschnee zu schaffen.
Die Ski wiegen zentnerschwer, aber im Schatten wird es wieder besser. Der zweifelhafte Vorteil einer
Gegend, die nur ein paar Stündchen Sonne am Tag bekommt.
An der Fridolinshütte (2169 m) sind wir - nach fünfeinhalb Stunden Aufstieg - einige Minuten nachdem die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist.
Das Leben spielt sich eher in der Hütte ab, abgesehen von den Heerscharen, die draußen LVS verscharren und
mit mehr oder weniger Glück auch wieder ausbuddeln. Erstaunlicherweise ist trotz der recht guten Verhältnissen nicht
übermäßig viel los, es sind ungefähr 30 Leute da.
Am nächsten Morgen können wir vor dem Abmarsch einen wunderbar klaren Blick auf den Kometen Hale-Bopp werfen.
Um viertel vor fünf gehen wir los; der Weg durch den zweiten Eisbruch ist nach Auskunft der Hüttenwartin nicht möglich,
wir gehen also durch die Schneerus. Das ist ein knapp 300 m hohe, etwa 40° steiles Schneecouloir,
von dem ich nie gedacht hätte, daß man es mit Ski durchsteigen könnte. In soundsovielen Spitzkehren ist das
aber fast kein Problem. Weiter oben wird das Wetter mehr und mehr komisch, obwohl schönster Sonnenschein angesagt war.
Der Gipfel (3614 m) ist nach 5 1/2 Stunden erreicht, alle kommen fast gleichzeitig an.
Um uns den Spaß ein wenig zu nehmen, sitzt über der ganzen Schweiz ein kompakter Wolkendeckel. überall an den
Seiten kann man sehen, wie sonnig es ist, aber bei uns bleibt es eben frisch. Dafür hält der
Schnee wenigstens ein bißchen länger. Immerhin reicht die Aussicht bis zum Mont Blanc, da kann man
sich kaum beklagen.
Die Abfahrt durch die Schneerus funktioniert entgegen unserer Befürchtungen problemlos, der Schnee
tut uns den Gefallen, im Wesentlichen in der Rinne zu bleiben. Nach nur einer Stunde haben wir die 1500 Höhenmeter zur
Hütte wieder abgebaut.
Der weitere Weg ist durch hier und da (und auch dort..) vorkommende Gegensteigungen ein wenig länglich; den
guten Schnitt von weiter oben können wir da nicht halten.
Immerhin geht es auch runter fast ohne Schneemangel wieder bis zur Pantenbrücke,
und eine Skitour mit 2600 Abfahrtsmetern kann man selten genug vernünftig machen.
Praktische Information
Hüttenzustieg
Von Tierfehd (805 m) erreicht man die Fridolinshütte (2111 m) je nach Gepäck in
4-5 Stunden.
Aufstieg
Von der Hütte geht man bald auf den flachen Gletscher und durchquert den ersten Eisbruch von linkts nach rechts
ansteigend in die Mulde hinter der Grünhornhütte. Der zweite Eisbruch wird entweder direkt
durchstiegen (meist ein Stück zu Fuß) oder über die Schneerus (steile Schneerinne rechts,
meist steinschlägig!) umgangen. Oben in einer weit ausholenden Rechtskurve unter Umgehung der
allergrößten Spalten auf den Simlergrat (3590 m) und nach links auf den Piz Russein, 3614 m,
mit Gipfelkreuz. Skidepot etwa 2 Minuten vor dem Gipfel.
Abfahrt
Abfahrt: wie Aufstieg. Meist empfiehlt es sich nicht, die Hütte auszulassen und vom Gletscher nach rechts
in die Hänge unter den Schiben zu fahren, um direkter ins Tal abzufahren - sehr steil und lawinös!
Bemerkungen
Wichtig: Die richtige Saison für den Tödi ist recht kurz. Wenn man zu früh dran ist, sind die
Lawinen am Taleingang noch nicht abgegangen, und dann läuft man ihnen so richtig auf dem Präsentierteller daher.
Wenn man zu spät im Jahr dran ist, muß man die Ski ziemlich weit tragen.
Sonstiges
Telefon Fridolinshütte: +41 55 643 34 34 bzw. (Hüttenwart im Tal) 640 69 55
Führer/Karte
Führer:
- SAC, "Alpine Skitouren 5, Glarus - St. Gallen - Appenzell" (1990), Routen 69 (Hüttenweg), 612
Landkarte:
- 1:50000 LKS 246S "Klausenpass"
- 1:25000 LKS 1193 "Tödi"
© 1997 Hartmut Bielefeldt
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Letzte Änderung am Freitag, 9. August 2002 durch Hartmut Bielefeldt