Forcola di Livigno (Radtour)

Hinweis: Seit 2008 ist der Tunnel wegen "beträchtlichen Unfallrisikos" für Radfahrer gesperrt. Diese Tour ist somit nicht mehr möglich. Details siehe am Ende des Texts.

14. Juni 2001

Das Wetter ist etwas durchwachsen - für eine Bergtour lohnt es sich nicht. Also schauen wir uns mal wieder einen Pass mit dem Fahrrad an. Eine kleine Runde in Graubünden: Zernez - Livigno - Forcola di Livigno - Berninapass - Pontresina - Zernez.
Mit dem Fahrrad nach Livigno zu fahren, hat übrigens durchaus Vorteile. Der Tunnel von der Ofenpassstraße her kostet nämlich für Autos 12 Franken - mit dem Fahrrad ist's umsonst. Sogar einen Fahrradstreifen hat der Tunnel.
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Hinter Livigno (km 29) ist es ausgesprochen still auf der Straße, der Pass ist noch gesperrt. Das muss für uns aber nicht allzuviel heissen, denn oft sind Passstraßen zwar freigeräumt, aber noch nicht für den Verkehr freigegeben1.
Ein kleinerer Schlammrutsch ist relativ problemlos überwunden. Nach der nächsten Kurve erwartet uns aber ein deutlich größeres Problem. Eine großer Schneerutsch hat die Straße auf zweihundert Metern verschüttet. Wo eigentlich Straße sein sollte, türmen sich große und nicht allzu stabil aussehende Schneeblöcke. Das Ganze lässt sich etwas unterhalb umgehen, wie sich nach einiger Erkundung zeigt. Ein Fahrrad einen 45° steilen Grashang hochzuwuchten macht das Unternehmen allerdings zu einem durchaus alpinen Unternehmen.
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ein erstes kleines Hindernis
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Die Lawine ist erfolgreich umgangen
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Fahrrad stossen mal anders
Nach diesem Hindernis ist die Bahn wieder frei, bis auf gelegentliche Felsbrocken auf der Fahrbahn. Der Schneerutsch muss also runtergekommen sein, nachdem die Strecke im Frühjahr freigefräst worden war. Schon ist die Zollstation in Sicht, bald sind wir wieder in der Schweiz.
Die Überwindung der Landesgrenze ist jedoch auch wieder mit erheblichen Mühen verbunden: Die Straße ist bis zur Grenze frei gefräst. Jenseits einer zwei Meter hohen Schneewand blicken wir auf unberührte Landschaft, das Schild auf dem Pass ragt knapp aus dem Schnee. Aber der Schnee trägt gut, und so machen wir uns meist schiebenderweise auf den Weg ins Puschlav. Nach einem Kilometer ist dann auch klar, warum die Schweizer Seite noch zu ist: Eine riesige Lawine hat die Straße in den letzten beiden Kehren verschüttet. Das kann noch einige Tage dauern, bis das freigefräst ist.
Uns stellt sich damit nur noch ein Problem: Wie kommen wir, auf dem Schnee stehend, jetzt auf die Straße herunter, die als tiefer Graben sechs bis acht Meter tief eingefräst ist? Wieder zeigt sich nach ein bisschen Suchen eine Lösung, die nur über zwei Meter richtig senkrecht ist. Bald können wir wieder auf einer richtigen Straße fahren. Nun noch die dreihundert Höhenmeter zum Berninapass hoch (km 51), dann geht es fast nur noch bergab bis Zernez (km 101).
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Grenzübertritt, etwas schwergemacht
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Eine letzte kleine Schwierigkeit
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Hier ist der Pass
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Wieder auf der Straße

1 Da die Freigabe Schadenshaftung für den Betreiber bedeutet, ist man mit der Öffnung meistens sehr vorsichtig, solange es noch Steinschlag oder Schneerutsche geben könnte.

Sperre des Tunnels für Radfahrer seit 2008

Der Tunnel ist wegen "beträchtlichen Unfallrisikos" seit 2008 für Radfahrer gesperrt (Siehe Homepage der external linkEngadiner Kraftwerke). Im Sommer gibt es einen gebührenpflichtigen Shuttle-Bus, dessen Preise allerdings auf der Webseite nicht zu erkunden waren.
Einen Busfahrplan findet man auch auf der SBB-Seite (Stationen Punt la Drossa und Punt dal Gall).
Eine Alternativroute nur per Fahrrad gibt es nicht. Dadurch wird leider eine der wenigen Eintages-Rundtouren unmöglich, die mit weniger als 2000 Höhenmetern durch schöne hochalpine Regionen führt.
© 2001 Hartmut Bielefeldt

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Letzte Änderung am 28. Oktober 2009 durch Hartmut Bielefeldt