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Marathon ohne Lauftraining?Wenn das Wetter oder die Jahreszeit für Aktivitäten in den Bergen weniger geeignet ist, kann man sich den einen oder anderen Lauf gönnen. Nicht als Hauptzweck oder gar Berufung, sondern einfach nur mal so. Da ich eine ausgeprägte Abneigung gegen das Im-Kreis-Herumlaufen in flachem Gelände habe, gehe ich nur ganz selten vielleicht mal Joggen.Für einen Halbmarathon muss dann eben die Grundkondition genügen, die man von häufigen Bergtouren mitbringt. Damit erreicht man keine Zeiten, dass man bis zur Siegerehrung da bleiben müsste. Aber ich bin mit den Ergebnissen zufrieden - besonders wenn man den Trainingsaufwand berücksichtigt. Es ist ja nicht so, dass ich gar nichts trainieren würde. Bevor ich mich an einen Marathon heranwage, habe ich in den Monaten vorher schon ein paar Halbmarathons gemacht. Natürlich ist es ein Erfolg, wenn man an der persönlichen Bestzeit drehen kann. Mehr Trainingsaufwand will ich in die Lauferei aber gar nicht stecken. Meine Priorität liegt eindeutig beim Bergsteigen. Hier also das Ergebnis des konsequenten Trainingsverzichts:Marathon-Zeiten Hartmut (Im Gegensatz dazu trainiert Claudia regelmäßig, ihre Zeiten stehen in einer anderen Tabelle)Hinweis: Zu einigen Veranstaltungen habe ich GPS-Aufzeichnungen unter gpstracks_aktuell abgelegt; sie können dort auf der Openstreetmap oder einem Satellitenbild angezeigt werden. Impressionen und Geschichten von einigen Läufen sind unterhalb der Tabelle zu finden. Farben kennzeichnen Zeiten für Marathon, Halbmarathon, 100km, Sonstige. Bisherige persönliche Bestzeiten sind fett gedruckt: Marathon, Halbmarathon, 100km. Absolvierte Läufe insgesamt: 189 mit einer Streckensumme von 5831 km (durchschnittliche Streckenlänge 30.85 km), davon... 46 unter Halbmarathon 80 Halbmarathon (Mittelwert 02:05:05) 9 über Halbmarathon bis unter Marathon 26 Marathon (Mittelwert 04:31:10 ohne Bergläufe) 16 über Marathon bis unter 100 km 9 Läufe 100 km (Mittelwert 15:29:05) 3 Läufe über 100 km * Rangliste nicht vergleichbar: Platzierung ergibt sich daraus, wer am meisten Kilometer innerhalb einer vorgegebenen Zeit zurücklegt. ** Es zählt die Gesamtzahl der Runden des Teams, wird aber abwechselnd gelaufen. So hat bei einem Zweierteam jeder ca. 50% Pause; durch die Erholungszeit ist der Kilometerschnitt natürlich besser als bei Streckenläufen. Die angegebene Strecke ist die Summe des Teams. Die Grafiken sind farbig, wenn M/W getrennt gewertet wurden; sonst sind sie grau. Ein paar Geschichten zum einen oder anderen LaufDrei-Länder-Marathon 2002Meine erfrorenen Zehen vom Mount Everest haben sich mit der Heilung relativ viel Zeit gelassen. Noch im Oktober musste ich die Zehen trocken halten und täglich frisch verbinden. Daher war ich auch fast ausschließlich mit Sandalen unterwegs. Claudia hatte sich zum Marathon vorangemeldet, und deshalb holten wir am ersten Oktobersamstag in Lindau die Startunterlagen ab. Und tatsächlich fand ich an einem der kleinen Messestände dort Laufschuhe, die auch mit den verbundenen Füßen bequem waren. Da nun die Sandalenzeit vorbei war, habe ich mich sofort spontan zum Halbmarathon am nächsten Tag angemeldet.Das Wetter am Sonntag war scheußlich, es regnete die ganze Strecke. Als ich im Ziel ankam und nach einigen Mühen meinen Kleidersack wieder erbeutet hatte, stellte ich fest, dass ich mein Verbandsmaterial vergessen hatte. Den total durchnässten Verband musste ich aber schleunigst wechseln, und so ging ich zu den Sanis, um einige Stückchen Verband zu schnorren. Die Sanitäter ließen es sich aber nicht nehmen, die Wunde selbst zu verbinden. Nach anfänglichem Staunen waren sie dann doch beruhigt, dass ich ihnen versichern konnte, dass ich mir die Wunde nicht gerade beim Lauf geholt hatte. Zürich 2003Claudia hat für den Zürich-Marathon kurzfristig eine Startnummer (von jemand, der krankheitsbedingt seine Nummer abgeben musste) bekommen. Zur Umschreibung der Nummer fuhren wir am Tag vor dem Lauf nach Zürich. Ich hatte sowieso nichts trainiert, und Nachmeldungen gibt es in Zürich nicht. Aus Spaß lasse ich mich auf die Wette ein: Wenn am Meldeschalter jemand steht und mir eine Startnummer schenkt, dann laufe ich trotzdem mit.Als Claudia ihre Umschreibung erledigt hat, unterhalten sich die die beiden Helfer am Schalter über eine Startnummer, die in der Ecke liegt: Die hat jemand dagelassen, der wegen Verletzung nicht starten kann. Er gibt sie kostenlos ab unter der Bedingung, dass der Empfänger den Lauf ernsthaft angeht. So konnte oder musste ich in Zürich kostenlos starten. Ich habe meine Bestzeit um 12 1/2 Minuten verbessert. Wenn das nicht ernsthaft ist? Mainz 2003Endlich unter 4 1/2 Stunden: In Mainz ist es mir das erste Mal gelungen, bis zum letzten Kilometer ohne Gehpausen zu laufen. Das Ergebnis ist eine Verbesserung um knappe zwei Minuten. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass ich in Zürich von km 33 bis km 41 das Meiste gegangen bin und nur am Ende (damit das Bild an der Zielline etwas dynamischer aussieht) wieder gelaufen bin.Biel 2003Irgendwann muss man es mal ausprobieren. Schließlich weiß ich, dass ich über 50 km an einem Tag wandern kann, und die Zahl 100 hat schon etwas Unwiderstehliches. Der Freitag war ein heißer, sonniger Tag. Beim Start um 22 Uhr sind immer noch mindestens 25°. Wir laufen in die Dunkelheit; nach zwei Stunden ist Aarberg erreicht. Der Marktplatz ist voller Menschen, am Eingang zur hübschen überdachten Brücke steht ein kleiner Chor, der aufmunternd "Hopp, Hopp" singt. Danach kommen die ersten Steigungen, es wird ruhiger. Aber in allen Dörfern, durch die man kommt, stehen mitten in der Nacht Leute am Straßenrand und applaudieren - oder sie genießen die laue Sommernacht mit dem einen oder anderen Bierchen auf den Bänken vor dem Gasthaus. Bei Kilometer 30 ist es mit dem Laufen vorbei, das wird mir zu anstrengend. Vielleicht ist die Hitze schuld, es kühlt gar nicht richtig ab. Unter 18° wird es die ganze Nacht nicht geben. Den Rest der Strecke lege ich in zügigem Wandertempo zurück. Wenigstens ist es anfangs noch einigermaßen zügig. Zwischenzeit Oberramsern (km 38.6) 4:51. Kurz vor drei Uhr. Für die zwanzig Kilometer nach Kirchberg brauche ich ziemlich genau drei Stunden. Kilometer 58, das ist ein bisschen mehr als die Hälfte, und es ist schon lange hell. Das wird eine Qual werden. Wenn am Verpflegungsstand der Bus für den Rücktransport steht, gebe ich vielleicht besser auf. Keinen Bus gesehen, also weitergegangen. Der Ho-Chi-Minh-Pfad ist ein schmaler Weg auf dem Damm entlang der Emme, durch den Uferwald, mit hübschen Steinchen, auf denen man sich den Fuß verknacksen kann. Zum Glück kommen Sportler meiner Leistungsklasse hier nicht in die Gefahr, sich in der Dunkelheit zu verletzen. Es ist jetzt halb sieben Uhr morgens. Ab km 70 verlässt die Strecke das Tal und steigt ganz langsam an. Zehn Kilometer durch Wiesen und Hügel, und es wird immer heißer. Die Veranstaltung sieht aus wie ein Krankenausflug. Jeder humpelt so gut es geht voran, und irgendwann endlich kommt man nach Gossliwil. Das berühmte Gossliwil bei Kilometer 82, der letzte Punkt für den ruhmlosen Ausstieg. Meine Zeit 12:03, aber jetzt wird nicht mehr gekniffen. Nicht mal mehr eine Halbmarathon-Distanz zum Ziel, das geht immer. Steil bergab nach Arch kann man sogar ein paar Meter richtig laufen. Die Zeit wird länger und länger. Man nimmt die Verpflegungsstellen ganz anders wahr als beim Marathon. Nicht einfach einen Becher schnappen, ein glitschiges Stück Banane zwischen die Finger nehmen und weiter. Hier ist jeder Verpflegungsstand ein Ereignis. Ein Becher Wasser, ein Becher Iso, ein Becher Wasser, etwas essen, hinsetzen, ausruhen. Dann noch einen Becher Cola, einen Becher Iso. Nochmal hinsetzen, noch einen Becher Wasser, und dann kann man an den Weiterweg denken. Die Ebene von Arch nach Pieterlen ist gnadenlos, kein Schatten und immer wieder sinnloser Zickzack durch die Felder. Die Sonne lässt das letzte Bisschen Gehirn kochen. Endlich geht es bei Pieterlen auf die andere Seite der Bahnlinie, an den Waldrand. Kilometer 95. Jetzt ist jeder Kilometer beschildert, vorher war es nur jeder Fünfte. Von hinten kommen die Rentner. Ein walkendes Altherren-Kommando zieht, gut gelaunt, an mir vorbei. Nicht dass ich den Humor verloren hätte, aber es frustriert ein bisschen, dass die Kilometer hier soooo lang sind. Ab km 99 wird man umfassend informiert: Alle 200 Meter ein Schild. Das Ziel ist schon zu hören. Bei 99.7 ziehe ich mein Tempo wieder an: Wenigstens über die Ziellinie muss ich laufen, nicht gehen. Zielzeit 16 Stunden, 16 Minuten. Immerhin geschafft, aber mit dem Verbrauch brauche ich mich auf keiner Automesse sehen zu lassen: Über 10 Liter Getränkeverbrauch auf 100 Kilometer. ![]() nach 16 Stunden im Ziel Drei-Länder-Marathon 2003Auch bei der dritten Auflage des Drei-Länder-Marathons haben wir uns lange im Voraus angemeldet. Es ist ja fast Ehrensache, dass man mitläuft, wenn in der eigenen Gegend - direkt vor den Bergen, in denen man den Rest der Freizeit herumspringt - ein Marathon stattfindet. Außerdem kann das Wetter ja gar nicht schlimmer werden als letztes Jahr.Und doch, es konnte. Diesmal hat es nicht nur die gesamte Zeit wie aus Kübeln geschüttet, es war auch noch windig und saukalt. Hinter St. Margrethen sah man nur zweihundert Meter höher den ersten Schnee liegen. Unter solchen Bedingungen kann man jeden Gedanken auf eine gute Zielzeit vergessen. Einfach weiterlaufen. Mit 4:34 war das Ergebnis wie erwartet nicht gerade eine Steigerung, aber immerhin nur sechs Minuten von meiner persönlichen Bestzeit entfernt. Biel 2004Claudia kam im letzten Jahr mit dem warmen Wetter in Biel nicht so gut zurecht, und so hat sie in Oberramsern abgebrochen. So ist sie nun dieses Jahr die ganze Strecke gelaufen, und ich habe sie auf dem Fahrrad begleitet. Das Wetter war ziemlich mittelmäßig, besonders um km 50 herum hat es gnadenlos geschüttet. Das hat Claudia aber weniger beeindruckt als ihren durch wassergefüllte Feldwege schlingernden Velo-Coach. Von km 0 bis 82, und dann wieder von 95 bis 100 alles gelaufen - nur 13 km gegangen. 13:24 für 100 Kilometer, das werde ich so bald wohl nicht unterbieten können.Biel 2006Die "100" hat ihren eigenen Reiz, und so stellen wir uns auch 2006 der Herausforderung - diesmal im größeren Team. Außer Claudia und mir läuft auch mein Arbeitskollege Thomas, und wir werden von unserem Kollegen Sigi per Fahrrad betreut. Ich versuche eine andere Taktik, diesmal bis Aarberg zu laufen und danach die gesamte Strecke so zügig wie möglich zu gehen. Im Ergebnis ändert sich allerdings fast nichts: 16:25 bis zum Ziel. Claudia und Thomas kommen nach etwa 12:45 ins Ziel. Für Thomas, der seine Laufkarriere erst vor einem Jahr begonnen hat, eine tolle Leistung, auf die er zu Recht stolz sein kann.
Biel 2007In fast gleicher Besetzung fahren wir nach Biel: Claudia, Hartmut, Thomas. Da er seinem Training nicht ganz zutraut, die Zeit vom letzten Jahr zu verbessern, entscheidet sich Thomas kurzfristig uns als Fahrradcoach zu unterstützen. Die Nacht ist eher frisch, der Tag dagegen wieder warm - wenn man die Kleidung wechseln muss, ist ein Fahrradbegleiter viel wert. In Kirchberg bei km 56 komme ich mit exakt (!) der gleichen Zeit an wie die beiden Male vorher (7:49), obwohl ich wiederum meine Taktik geändert habe. Im weiteren Verlauf wird es aber deutlich mühsamer, so steige ich in Bibern diesmal aus. Für eine Verbesserung hätte es nicht gelangt. Claudia erreicht das Ziel nach 12:20, verbessert sich also wiederum um fast eine halbe Stunde.Essen 2008Das Ruhrgebiet ist - vom Bodensee aus betrachtet - ganz schön weit weg. Wir sind an diese Gelegenheit tatsächlich nur gekommen, weil mein Brötchengeber seinen Hauptsitz in Essen hat und einige Leute dort auf den guten Einfall gekommen waren, die Laufveranstaltungen auch als standortverbindenden Event zu sehen und Kollegen aus Essen und vom Bodensee gemeinsam ins Rennen zu schicken.Für uns ist der Marathon Dortmund-Essen eine gute Gelegenheit, zu Fuß einen Eindruck vom Ruhrgebiet zu gewinnen. Meine Zeit ist auch nicht allzu schlecht, 4:23. Für eine persönliche Bestzeit hätte ich wohl einfach weniger Zeit auf dem Örtchen zubringen müssen, aber das hat man halt nicht im Griff. Interessant war der Lauf dennoch auf jeden Fall. Dornbirn 2008Eigentlich wollten wir am Samstag gerne einen Halbmarathon in unserer Umgebung laufen, hatten uns aber - so kurz nach dem Marathon in Essen - nicht vorangemeldet. Man weiß ja nicht, ob man eine Woche nach dem Marathon die 21 Kilometer in Würde laufen kann, da meldet man lieber je nach aktueller Verfassung nach. Nun sehen wir auf der Webseite des Laufs nach Ablauf der Vormeldefrist, dass Nachmeldungen nicht vorgesehen sind. Das hätte man ja auch vorher dort hinschreiben können, dann hätte man sich vielleicht auf Verdacht hin angemeldet. Also, Plan B.In Dornbirn finden wir eine andere Veranstaltung am gleichen Wochenende. Allerdings klingt es äußerst stupide, ein 12-Stunden-Lauf auf einer Runde vom einem Kilometer durchs Messegelände, Start um 22 Uhr. Bevor wir gar nichts machen, schauen wir uns das einfach mal an. Die Lauferei war durchaus nicht so öde wie befürchtet. Einerseits laufen viele Staffelläufer, so dass die Strecke nicht zu leer ist; andererseits hat die Rundenstruktur den Vorteil, dass man auch seine eigene Verpflegungsstelle sein kann: ein Klapptisch in der Messehalle dient uns als Anlaufstation, und man kann sich die Zeit frei einteilen. Außerdem gibt es auf einem großen Display die aktuellen Rundenzahlen im Überblick, so weiß man wo man steht. Mit Rücksicht auf Biel in drei Wochen teste ich nur 60 Kilometer. Einige Einzelläufer kommen teils weit über 100 Kilometer, da würde ich sowieso nie herankommen. Bei den Damen ist Claudias Position besser, sie erreicht mit 94 Kilometern den ersten Platz von acht Teilnehmerinnen. Das Ganze ist sicher nicht mit einem Landschaftslauf wie Biel vergleichbar, hat aber auch seinen Reiz. Biel 2008Diesmal ist Kollege Sigi wieder als Fahrradbegleiter dabei. Das Training von Dornbirn hat sich gelohnt, ich kann einen großen Teil der Strecke bis Kirchberg zügig laufen. Diesmal ist die Zwischenzeit dort nicht 7:49, sondern 7:15. Danach wird es wie immer zäh. Nach dem "Ho-Chi-Minh-Pfad" muss ich Sigi übersehen haben, wandere also ohne ihn nach Bibern, Arch, Büren. Bei km 95 taucht er wieder auf, war wohl in der zweiten Reihe gestanden und hatte kurz nicht aufgepasst... Für mich hieß das ein paar Stunden ohne Begleiter, für ihn allerdings etliche Zusatz-Kilometer auf der Suche nach mir. Nach 14:35 Stunden bin ich im Ziel. Immerhin, um 1:40 Stunden verbessert - das werde ich wohl kaum irgendwo mehr schaffen.Bodensee-Halbmarathon Kressbronn 2009Unser erster Halbmarathon zu dritt. Für Claudia ist es der erste nach der Schwangerschaft. Nina - jetzt schon vier Monate alt - fährt mit mir im Kinderwagen mit. Sie verschläft die Hälfte der Strecke; auf dem Rückweg Argen-abwärts sind allerdings ein paar Stopps zum Wieder-Beschnullern, Mütze zurechtrücken und Sonnenschutz neu Befestigen nötig. Trotzdem ist das Ergebnis in Ordnung: 2:07 h, ich war auch schon ohne Kinderwagen schlechter.
Freiburg Halbmarathon 2010Auch in Freiburg starte ich mit Kinderwagen, natürlich ganz am Ende des Startfeldes. Da es hier durch die Chipmessung eine Nettozeit gibt, fällt die Zeit bis zur Startlinie sowieso nicht ins Gewicht. Das Wetter könnte besser sein, beim Start beginnt es zu regnen. Auch wenn die Straßen nicht allzu eng sind, sind 4500 Läufer eine andere Dimension als die überschaubaren 700 von Kressbronn. Da muss man mit dem Babyjogger sehr vorsichtig sein, um niemanden zu behindern. Dadurch muss ich diesmal bis zur Wende bei km 11.5 eher bremsen als das eigene Tempo zu laufen. Auf dem Rückweg lockert sich das Feld dann auf, und wir können ein wenig überholen. Trotzdem kommen wir mit 2:01:27 in einer ganz anständigen Zeit an. Das heißt, unter zwei Stunden müsste auch mit Kinderwagen machbar sein.Würzburg Marathon 2010Für die Zeit eines Laufs in Pflege geben können wir die Kleine immer noch etwas schlecht, sie fremdelt noch sehr. Andererseits möchten wir natürlich beide gerne laufen. Ob man auch den Marathon mit Kinderwagen laufen kann? Um das auszuprobieren, ist der Würzburg-Marathon eine ideale Veranstaltung: Es sind nicht ganz so viele Läufer wie in Freiburg (2000 beim Halbmarathon und 1000 beim Marathon), und falls man den Marathon nicht beenden kann, wird die erste Hälfte automatisch als Halbmarathon gewertet. So steht man nicht ganz ohne Ergebnis da, falls Nina auf der zweiten Hälfte keine Lust mehr hat im Wagen zu sitzen.Wiederum starten wir ganz hinten, vor den Walkern. Tatsächlich ist nur der erste Kilometer etwas eng, danach kommt man überall problemlos aneinander vorbei. Abgesehen vom kalten Wind ist das Wetter zum Laufen recht gut, etwa 15° und teilweise sonnig. Nach knapp unter zwei Stunden passieren Nina und ich die Halbmarathon-Zeitnahme auf dem Weiterweg zur großen Runde. Auch wenn wir nicht ins Ziel kämen, hätten wir eine hübsche Halbmarathonzeit sicher. Nina schläft oder schaut sich die Gegend an. Bei km 26 muss ich kurz eine Milch-Verpflegungsstation einrichten, danach stört nur hin und wieder die Sonne, die direkt von vorne in den Wagen scheint. Nachdem das behoben ist, verschläft die Kleine tatsächlich den Großteil der restlichen 16 Kilometer. Die Kilometer fühlen sich länger und länger an, aber ich komme noch ungewohnt schnell vorwärts. Sonst kommt bei 30 bis spätestens 35 meist eine mehr oder weniger ausgeprägte Gehpause; diesmal werden nur die Beine beim Laufen etwas schwerer. Zielzeit 4:13:58, für mich neue Bestzeit. Trotz Kinderwagen. Nina wacht im Ziel wieder auf und ist guter Dinge. Nur abends einschlafen will sie heute nicht so recht, dafür war der "Mittagsschlaf" wohl zu lang. P.S. Auch hier hatten wir den Kinderwagen schon im Vorfeld geklärt. Frankfurt Marathon 2010Ein paar wenige größere Marathons dulden die Teilnahme mit Babyjogger, darunter auch Frankfurt (siehe Hinweise in den FAQ auf deren Homepage). Da wir normalerweise beide laufen möchten und Nina sich nur widerstrebend "abgeben" lässt, starten wir also dort. Vor drei Jahren hatten wir in Frankfurt sehr gute Zeiten, Claudia war erstmals unter 4 Stunden gelaufen und ich hatte mit 4:18 auch mein damals zweitbestes Ergebnis.So stehe ich unter etwa 10000 Läufern im hinteren Startblock, werde von einem anderen Läufer mit Namen angesprochen. Er hatte vor sieben Jahren (!) einen Diavortrag von uns gesehen und sich auch auf der Webseite über den Aconcagua informiert. Aber, mich dann mitten in dieser Menge von Leuten zu erkennen und dann auch noch meinen Namen parat zu haben - Kompliment. So gut wäre mein Personengedächtnis nie. Nina und ich starten zwischen dem 4:29 und dem 4:59 Zugläufer. Eigentlich sind wir hier ein bisschen zu weit hinten für unser Tempo, aber mit Kinderwagen weiter vorne zu starten, wäre unfair gegenüber den Marathon-Neulingen, die im letzten Block starten müssen. Den schnelleren von denen wären wir ja dann im Weg. Wie auch immer, nach Passieren der Startlinie ist es zumindest die ersten fünf Kilometer meist so gedrängt, dass man mit Babyjogger kaum ernsthaft überholen kann, ohne dass es eine Stolpergefahr für andere wäre. Also geht es nicht mit Volldampf los, das muss aber auch kein Nachteil sein. Großes Malheur allerdings bei km 7.5: Am Babyjogger bricht die linke Schraube, die Griff und "Fahrgastzelle" an der Hinterachse fixieren. Der Wagen ist neun Jahre alt, wir sind die dritten Besitzer und haben ihn schon mehrere tausend Kilometer benutzt - da passiert so was halt mal. Natürlich keine Ersatzschraube dabei, aber man kann den Träger auf der Achse auflegen und so zumindest halbwegs normal weiterlaufen. Bei jeder größeren Bodenwelle rutscht er allerdings weg, und man muss anhalten und ihn wieder auf die Achse aufsetzen. Das fördert einen recht defensiven Fahrstil im Interesse einer akzeptablen Zielzeit. Die Rahmenbedingungen sind optimal: nicht zu kalt, nicht zu warm, etwas Sonne, kaum Wind, gutes Publikum, verständnisvolle und oft auch interessierte Mit-Läufer. Nina verschläft fast die ganze Strecke, erst in der Festhalle wacht sie wieder auf. Mit 4:19 ist es keine neue Bestzeit, aber die wäre alleine aufgrund der oft gedrängt vollen Strecke ohnehin schwierig gewesen - abgesehen von unserem kleinen Defekt, der uns sicher ein paar Minuten gekostet hat. So sind wir mit dieser Zeit bei meinem 20. Marathon sehr zufrieden, es ist meine viertbeste Marathonzeit. Besonders schön ist es aber, im Zielbereich "nach getaner Arbeit" am letzten Oktobertag eine halbe Stunde gemütlich in der Sonne zu sitzen.
Staaner Stadtlauf (Halbmarathon) 2012Mit dem Kinderwagen wird es langsam etwas mühsam, besonders wenn es kleinere Gegensteigungen oder schlechte Streckenbedingungen hat. Mit 2:04 für den Halbmarathon können wir in Anbetracht der teils verschneiten bzw. vereisten Strecke ganz zufrieden sein. Bevor sie zum Halbmarathon in den Kinderwagen gestiegen ist, hat Nina ihren ersten Lauf mit eigener Startnummer (über ca. 140 Meter absolviert).
Solitudelauf (Halbmarathon) 2013Viele Höhenmeter trotz Netto-Gefälle: Der Solitudelauf hat es uns nicht ganz leicht gemacht. Beim Start ist es auch noch recht kalt, am Straßenrand liegt etwas Neuschnee.Mit dem Kinderwagen merkt man jede kleine Steigung, während man im Gefälle ja nicht einfach loslassen kann. So gesehen, sind die 2:08:57 sicher kein Ruhmesblatt, aber auch nicht schrecklich schlecht. Von den bis jetzt genau 50 Halbmarathons liegt er zeitlich auf Rang 37. Für Nina ist es der 13. Halbmarathon im Chariot.
Fidelitas Nachtlauf 2015 (80 km)Bis jetzt in diesem Jahr zwei Halbmarathons und insgesamt 64 Lauf-Trainingskilometer seit Januar. Allerdings auch an jedem Arbeitstag 30 Kilometer Radfahren, und einige Bergwanderungen, besonders die letzten zwei Wochen auf Mallorca waren wir einigermaßen fleißig. Ich habe ein ganz gutes Gefühl, mich irgendwie durch die 80 Kilometer durchkämpfen zu können - besonders da das Zeitlimit bei 16 Stunden liegt. Wenn man ein paar Stunden laufen kann, wird man den Rest notfalls auch noch durchwandern können.Nina bleibt bei Oma, denn für Babyjogger ist mit 6 Jahren die Zeit vorbei. Mit der Bahn geht's für Claudia und Hartmut nach Karlsruhe, der Start ist auch nicht weit weg vom Bahnhof. Das ist nicht ganz unwichtig, weil man nach der Veranstaltung nicht mehr so gerne längliche Wanderungen auf sich nehmen will.. Start ist am Samstagabend um 17 Uhr bei bewölktem Wetter und gerade abziehendem Regen. Die Strecke führt zuerst durch Wälder, Siedlungen und Wiesen um Durlach herum, bis es bei km 18 recht kräftig bergauf geht. Leider gibt es kaum Kilometer-Schilder oder -Markierungen, so dass ich keine so rechte Orientierung über mein Tempo habe. Immerhin aber komme ich nach der Steigung wieder gut ins Lauftempo hinein. Wird wohl doch nicht auf die 16 Stunden hinauslaufen. Es geht wieder ins Tal hinunter, durch den Ort, und wieder bergauf. Wald, Wiesen, Hügel, wieder abwärts ins Tal. Nochmals ein Buckel, der anfangs steil beginnt und ganz allmählich flacher wird, dann geht es hinunter nach Mutschelbach. Kilometer 38.8, Zeit 4:26, hierhin habe ich das wärmere T-Shirt und die Stirnlampe mit dem Kleiderbeuteltransport vorausgeschickt. Das verschwitzte Shirt gewechselt, die Lampe aufgeschnallt, den Verpflegungsstand mehrmals gründlich durchgegangen, und dann geht es weiter. Das Angenehme an den langen Läufen ist, dass - zumindest in meiner Preisklasse - es nirgends auf die Sekunde ankommt. Man hat genügend Zeit, sich mit anderen Läufern oder den Helfern am Verpflegungsstand zu unterhalten. Achtzig Kilometer sind so lang, dass ich nichts wirklich vorausplanen kann. Alles reduziert sich erst mal auf die nächste Etappe, die fünf Kilometer zum nächsten Verpflegungsposten. Von Mutschelbach geht es erst mal talabwärts nach Karlsbad, dann wieder eine Steigung hoch und ein (mehr oder weniger) munteres Auf und Ab bis Langenalb (km 56). Ab dort geht es tendenziell immer bergab über Waldwege, mit der einen oder anderen Gegensteigung. Inzwischen ist es Mitternacht und stockdunkel. Mit der Stirnlampe sieht man nur ein paar Meter weit, man läuft wie durch einen dunklen Tunnel. Manchmal sehe ich einen Lichtschein vor mir (könnte ein anderer Läufer sein) oder ein rotes Licht (Fahrradbegleiter eines anderen Läufers). VP am Bahnhof Marxzell, ich wähne mich bei km 65, aber die Antwort ist 60.7. Eine kleine Enttäuschung, ich orientiere mich neu: Bis hier habe ich 7:25 gebraucht. Eigentlich fühle ich mich unerwartet gut. Kein Ziehen, kein Schnaufen, ein bisschen anstrengend ist das Ganze natürlich schon, Das Wichtigste aber ist: ich kann noch laufen. Das ist mir noch nie passiert, in Biel war immer spätestens in Kirchberg Ende Laufen und Beginn des Leistungswanderns. Nicht mal mehr 20 Kilometer bis ins Ziel, das sollte doch in 2 1/2 Stunden gehen wenn das mit dem Laufen können so weitergeht. Viele dunkle Kilometer durch den Wald bis Ettlingen (km 72). Im Ort verpasse ich die Strecke, finde aber dank GPS mit geringem Umweg zurück auf die Route. Jetzt wird tatsächlich interessant, was ich beim Start nie in Betracht gezogen hätte: Werde ich unter 10 Stunden ankommen? Da es keine Kilometermarken gibt, muss ich auf Verdacht rausholen, was rauszuholen ist. Auf den letzten Kilometern kann ich noch einige Läufer (die sicherlich mehr trainiert haben als ich) überholen. Im Ziel bin ich nach unglaublichen 9:51:45. Eine ganz neue Perspektive, einen Lauf dieser Länge durchzulaufen ohne längere Gehpausen. Wenn man meine "Trainingstaktik" berücksichtigt, war so ein Ergebnis äußerst unwahrscheinlich. Ich bin natürlich sehr zufrieden damit. Weshalb es gerade bei diesem Lauf so gut gelaufen ist - vielleicht will ich das gar nicht so genau analysieren, weil es vermutlich keine klare Erlärung dafür geben wird. Fidelitas Nachtlauf 2016 (80 km)
Etwas schlechtere Ausgangsbedingungen als letztes Jahr: Nur 41 Lauf-Trainingskilometer seit Jahresbeginn, kein einziger Halbmarathon bisher. Im Frühjahr keine Laufveranstaltungen wegen Beschwerden am Fuß - mehrmonatige Schonzeit.
Das Wetter hat Bergtouren in den letzten drei Wochen auch beharrlich verhindert; die tägliche Trainingsstrecke per Fahrrad ist
auf 15-20 km geschrumpft (weil die Schule näher liegt als der Kindergarten). Von den Ultras um die Sommersonnenwende herum ist Karlsruhe aber die letzte Gelegenheit, einen größeren Lauf anzugehen. Und falls es mit dem Laufen nicht klappt, hat man ja 16 Stunden Zeit und kann auch mit Walkingtempo noch ankommen. Versuchen kann man's ja mal.
Biel 2017 (100 km)
Vor neun Jahren war ich das letzte Mal in Biel. Nachdem die beiden 80er letztes und vorletztes Jahr sehr zufriedenstellend gelaufen sind, möchte ich mich mit derselben
Trainings"taktik" an die 100 machen. Wenn's nicht funktioniert, kann man ja immer noch wandern.
Biel 2018 (100 km)
Schon wieder ist ein Jahr rum, die Nacht der Nächte steht wieder an. Die An- und Abreise mit dem Zug war letztes Jahr sehr angenehm, verglichen mit den früheren Rückfahren mit dem Auto, wo man völlig übermüdet nur mit einigen Parkplatz-Pausen nach Hause kommt. Biel ist kein billiges Vergnügen, aber das Swiss Runners Ticket lohnt sich: Da auch die Fähre eingeschlossen ist, können wir es ab zu Hause in Friedrichshafen benutzen. Abgesehen davon bekommt man bei dieser Veranstaltung einiges fürs Geld: perfekte Organisation, gute Verpflegung, optimal markierte Strecke (Ausnahme siehe unten) und Verkehrsregelung an jeder Kreuzung, über die ganzen 100 km.
Bei unserer Ankunft um 17 Uhr trauen wir uns eine halbe Stunde lang nicht aus dem Bahnhof heraus, so schüttet es draußen. Im Lauf des Abends wird es aber trocken, beim Start um 22 Uhr sind es etwa 20 °C. Bis Aarberg läuft es normal, danach wird es irgendwie etwas langweilig, und auch anstrengender als sonst. Das fühlte sich auch schon mal besser an, ich muss auf der Strecke nach Oberramsern schon ein paar Mal gehen - auch dort wo es gar nicht so steil ist. Falls ich nach mehr als 5 Stunden in Oberramsern bin oder nach mehr als 8 Stunden in Kirchberg, dann nehme ich mir vor, den Bus zu nehmen.
Taubertal Ultramarathon 71 km bzw. 100 km, Oktober 2018
Mal was anderes: Der Ultralauf durchs Taubertal ist eine Punkt-zu-Punkt-Strecke. Angeboten werden 50 km, 71 km, 100 km und 100 Meilen. Wir melden uns am Freitagnachmittag in Rothenburg o.d.T. für den 100 km-Lauf nach.
Biel 2019 (100 km)Um meine Zeit vom letzten Jahr zu unterbieten, müsste schon einiges zusammenkommen. Aber Biel ist auch ohne neue Bestzeit einen Ausflug wert, die Atmosphäre des nächtlichen Laufs hat ihren besonderen Reiz. Und die hundert Kilometer selbst haben natürlich immer den Reiz des nicht so richtig Planbaren: Einen Halbmarathon kann man mit etwas Erfahrung schon bald nach dem Start einschätzen, und meistens kommt am Ende zeitmäßig keine große Überraschung heraus. Zwei Stunden kann man auch das mieseste Wetter überbrücken. Während einer ganzen Nacht kann dagegen viel passieren. Besonders das Wetter spielt auf der langen Distanz eine große Rolle: Am besten ist es die ganze Zeit bewölkt und trocken, dann sind die Temperaturen am gleichmäßigsten. Das war dieses Mal aber nicht der Fall. Zwar ist es vor dem Start trocken, aber für die erste Nachthälfte sind einige Regenfälle angesagt. Das Regenradar ist keine große Hilfe, die Schauer bilden sich zu spontan. So tröpfelt es immer wieder ein wenig, bis es bei km 25 bis 35 recht kräftig regnet. Da ich das 30km-Schild übersehen habe, bin ich eine ganze Zeitlang etwas orientierungslos, was meinen Schnitt betrifft. In Oberramsern (km 38) bin ich nach 4:32. Das ist noch nicht wirklich schlecht. In bewährter Taktik geht es durch das schwarze Loch zwischen 38 und 56, wo es in der Nacht durch viele kleine Ortschaften, viele kleine Wiesen und viele kleine Waldstückchen geht. Wo es bergauf geht, wird gegangen; wenn es gerade ist oder bergab geht, versuche ich mich an etwas mehr Dynamik. Wird aber schon recht mühsam. Kirchberg (km 56): 7:08. Ich lege die Sommerkleider an, es ist viel Sonne angesagt. Auch wenn es mich jetzt im Ärmellosen noch ganz schön fröstelt. Der Ho-Chi-Minh-Pfad fällt dieses Jahr wegen Bauarbeiten am Emmedamm aus, es geht stattdessen durch kleine Weiler rechts davon. Obwohl das eigentlich gutes Laufterrain wäre, versinke ich im Fünf-Uhr-Loch und kann mich nicht mehr zum Laufen motivieren - irgendwie zieht es in der Hüfte unangenehm. Um die neue Taktik zu justieren, brauche ich die Strecke vom 60er bis zum 65er Kilometerschild. Die Etappe flott aber ohne Beschwerden gehend, bleibe ich unter 50 Minuten, also unter 10 min pro Kilometer. Der 8min/km-Schnitt beim Laufen war dagegen unangenehm und stressig. Das lässt sich sogar noch mit dem blutleeren Hirn nach der durchgemachten Nacht noch ausrechnen: Für die 44 Kilometer von Kirchberg ins Ziel würde ich 440 Minuten brauchen. Also etwas über sieben Stunden. Das heißt, wenn ich dieses Gehtempo durchhalte, komme ich mit einer Zeit von 14 bis 15 Stunden an. Das wäre in Ordnung, ich war schon mal schlechter. Mit dieser Abschätzung ist außer Frage, noch irgendwo auszusteigen. Es wird keine Bestzeit werden, aber ich werde irgendwo bei 14:30 landen. Wenn es gut geht, versuche ich mal einen halben Kilometer wieder ins flottere Laufen zu kommen, um für die zähe Strecke ganz am Ende ein bisschen Zeitpolster herauszuholen. Ehrlich gesagt, könnte man an den Verpflegungsstationen natürlich auch ganz viel Zeit sparen, aber da will ich das nicht. Die Schwätzchen mit den Helfern am Stand und den anderen Läufern/Gehern, die man dort trifft, sind die einzige Abwechslung besonders auf den letzten 20 Kilometern. Das Gefälle nach Arch hinunter laufe ich natürlich, auch wenn die 120 Höhenmeter sich in Form von Blasen und/oder Muskelschmerzen rächen werden. Die letzten 19 Kilometer bekommt man immer irgendwie hin. Auch wenn jetzt die Sonne vom wolkenlosen Himmel brennt und die Landschaft sich bei diesem Bummeltempo nur in Zeitlupe verändert: Ich werde unter 15 Stunden ankommen, das ist jetzt völlig sicher. Zielzeit: 14:27, das ist zumindest noch besser als meine Zeit von 2008. Also mein Drittbester von nun sechs absolvierten 100ern. Geht doch. Auch wenn man zwischendurch immer wieder mal am Zweifeln war.
24-Stunden-Lauf Aareinsel bei Brugg (AG/Schweiz) Oktober 2021Letztes Jahr hatte Claudia am 24-Stunden-Lauf auf der Aareinsel teilgenommen; dabei hatte sie eine neue persönliche Bestleistung von 171 km an einem Stück erreicht. Ich war dort nicht selber laufen, sondern hatte sie betreut - später hatte ich ein bisschen bereut, dass ich nicht wenigstens am 6-Stunden-Lauf teilgenommen hatte. Schließlich war das die einzige Laufveranstaltung, die in diesem Jahr überhaupt stattgefunden hat.Dieses Jahr laufen wir beide. Unsere Tochter Nina übernimmt dankenswerterweise die Betreuung an unserem kleinen "Verpflegungsstand". Die Strecke ist eine Runde von 935 Metern, und man kann direkt an der Strecke Auto, Zelt und was man noch so braucht (oder zu brauchen glaubt) aufstellen. So hat man alle paar Minuten Zugriff auf eigene Verpflegung und eventuell notwendige Wechselkleidung. Daneben gibt es natürlich auch einen offiziellen Verpflegungsstand, wo es auch viele gute Sachen gibt. Durch all diesen Luxus kann man im Gegensatz zu langen Landschaftsläufen eher von "Ultramarathon unter Laborbedingungen" sprechen.
Nina macht ihren Job gut, ich halte mich erst mal an unsere eigenen Fanta- und Spezi-Vorräte, die sie uns immer zur nächsten Runde bereitstellt. Die Sonne verschwindet; zuerst versuche ich es mit einer Windjacke, aber bald kommt das langärmlige Shirt (danke, Biel 2019..) und die Faserpelzjacke zum Einsatz. Nach acht Stunden (60 km) ist mein Tempo auf etwa 8 Minuten pro Runde gesunken, und das Laufen fühlt sich ein bisschen mühsam an, und an der einen und anderen Stelle (Knie, Hüfte) zwickt es ein wenig. Also folgt ein Test: Eine Runde Gehen. Ergebnis: 9:15, kein Zwicken. Wenn das nur eine gute Minute kostet, wieso weiter den Stress mit Laufen? Gehen ist viel schonender, wenn es auch nicht so schön dynamisch aussieht. Nachts schaut mir eh keiner zu. Für die nächsten 16 Stunden ist also Wandertag (oder Wandernacht) angesagt. Das hat einen Vorteil: Ich lasse mich nicht mehr so leicht von den Laufenden mitziehen. Da gibt es natürlich viel Fittere als ich es bin, und immer wenn man überholt wird, versucht man sich an diesem Tempo irgenwie mitreißen zu lassen. Jetzt sind die Läufer ein Paralleluniversum. Ich bin ja jetzt Marschierer. Der Nachteil daran ist, dass es gefühlt unendlich lange dauert, bis die nächste Landmarke in Sicht kommt. Mein nächstes Ziel sind die 100 Kilometer. Noch kann ich halbwegs rechnen: Bei gut 9 Minuten pro Runde, also 10 min pro Kilometer, sollte ich gegen 2:40 Uhr dort sein. Eine Prognose über sieben Stunden, ich bin gespannt wo ich dann tatsächlich lande. Kalt wird es auch noch, bald ziehe ich zusätzlich die Daunenjacke darüber. Handschuhe und Stirnband sind schon lange dabei. Nina friert auch und geht um neun ins Zelt, um ein bisschen zu schlafen. Sie hat uns gut unterstützt, aber über die Nacht brauchen wir nicht allzuviel, das können wir uns selber nehmen. Ich habe mir inzwischen auch mein Ernährungsprogramm zurechtgelegt: Jede halbe Stunde einen Becher Cola am offiziellen Verpflegungsstand, und immer zur vollen Stunde ein Salamibrot auch von dort. Die Nacht ist lang, aber tatsächlich nicht unbedingt langweilig. Man trifft immer wieder dieselben Leute, die auch in ähnlichem Tempo unterwegs sind. Da unterhält man sich über dies und das. Und zwischendurch schaltet man einfach das Gehirn ab und marschiert immer weiter. Hat kurz nach Passieren der Zeitmessung wieder den Zwischenstand vergessen, egal. Hauptsache, die Wehwehchen nehmen nicht überhand. Das Zwicken vom linken Knie verlagert sich in die Hüfte, dann ins rechte Knie und kommt irgendwann wieder im linken Knie an. Aber nie gleichzeitig, also ist alles noch gut. Die Prognose für 100 geht nicht ganz auf, Runde 108 mit dem 100. Kilometer ist erst um 02:56 fertig. Zu diesem Anlass darf man sich ein "100 km" Fähnchen nehmen und dieses die nächste Runde mitführen. Dafür gibt es auch Beifall von anderen Läufern und Betreuern, denn es sitzen ja alle im gleiche Boot und wissen, wie gut es tut, wenn man mitten in der Nacht etwas Aufmunterung bekommt. Nun sind also noch 9 Stunden übrig. Vier Salamibrote später deutet sich erste Helligkeit an; inzwischen ist es etwas neblig geworden. Es dauert noch drei weitere Salamibrote, bis ich die Daunenjacke ablege. Nina marschiert ein paar Runden mit, damit ihr nach der kalten Zeltübernachtung wieder warm wird. Weniger als zwei Stunden stehen auf der Uhr, und kurz danach ist es nur noch eine Stunde. Jeder bekommt eine zweite Startnummer, die er beim Schlusszeichen dort ablegt, wo er gerade steht, damit die Restmeter genau vermessen werden können. Irgendwie ganz plötzlich ist der Spuk vorbei, und wir können mit einem Mal keinen Schritt mehr ohne Humpeln gehen. Ergebnis: Für mich 140.505 Kilometer, das ist für mein Trainingsprogramm ein ausgezeichnetes Ergebnis, besonders für den ersten derartigen Lauf. Claudia hat 173.936 km zurückgelegt und verbessert ihre Strecke vom letzten Jahr um 3.8 km; zweiter Platz bei den Damen W50 und vierter gesamt.
Halbtraum (57 km / 1700 HM) Mai 2022Der (H)Albtraum ist ein Benefizlauf zu Gunsten lokaler sozialer Einrichtungen in Geislingen an der Steige, und natürlich auch ein Wortspiel. Der "große" Lauf folgt dem Wanderweg Albtraufgänger, der (als Wanderweg) auf 6 Etappen angelegt ist. Als Traillauf hat man für die 114 km und 3400 Höhenmeter dagegen nur 24 Stunden Zeit - da dürfte der Name Albtraum für einige wahr werden. Es gibt aber auch eine kleinere Variante, die sich logischerweise Halbtraum nennt und die 57 km und 1700 Höhenmeter umfasst. Da sich die Zielschlusszeit an den Albträumern orientiert, die fünf Stunden vorher starten, kann man diesen Lauf im Prinzip auch mit normalem Wandertempo absolvieren. Wir wollen uns zwar eher am Lauftempo orientieren; da wir nicht so genau wissen, wie es so laufen wird, ist aber die reichliche Zielschlusszeit von Vorteil.Nach dem ersten flachen Kilometer durch Geislingen geht es steil und schmal 200 Höhenmeter auf die Schildwacht zum Ostlandkreuz. Das anfängliche Gedränge hat sich dort schon gut gelichtet. Nun verläuft der Weg an der Steilkante des Hochplateaus entlang, es folgt ein schneller Abstieg auf schmalem Pfad und ein paar Kilometer Querung durch den Wald, bis der Brunnensteig sehr steil hoch nach Aufhausen führt. Dann wieder an der Kante entlang, bis es wieder talwärts geht und endlich der erste Verpflegungsposten bei km 15 in Sicht kommt. Das Tal wird durchquert, der nächste Berg wird nur hälftig angeschnitten und auch der Dalisberg wird nur umrundet und nicht ganz bestiegen. Von Unterböhringen nach Hausen an der Fils quert die Strecke wieder lange unterhalb des Abbruchs nach rechts, um dann plötzlich und heftig zum Hausener Eck anzusteigen. Viele Zickzacks auf schmalem Pfad; kurz vor dem Hausener Fels komme ich kaum mehr vorwärts. Vermutlich Unterzucker: Hier gibt es nur drei Verpflegungsposten, so dass man etwas Trinken und Essen auf die langen Etappen mitnehmen muss. Das habe ich zwar dabei, aber wohl nicht daran gedacht, es auch zu nutzen. Nach zehn Minuten Ess- und Trinkpause geht es wieder besser. Drei Kilometer weiter ist endlich der VP2 (km 33), hier folgt nochmals eine ausgiebige Futterpause. Etwas über fünf Stunden, etwas mehr als die Hälfte ist geschafft (und immerhin schon der vierte von sechs Anstiegen). Durch den Wald geht es jetzt auf breiten Wegen nach Gingen an der Fils runter. Es gibt allerdings recht viele Wege, und man muss an den Abzweigungen genau nach der richtigen Markierung schauen. Das brockt mir zweihundert Meter Umweg ein, aber zum Glück habe ich rechtzeitig aufs GPS geschaut. Andere Läufer trifft man nur von Zeit zu Zeit, man muss sich also selbst orientieren. An Buckel Nummer 5 folgt wieder eine lange Querung auf einem hübschen schmalen Pfad mit netter Aussicht ins Tal. Am letzten Verpflegungsposten sind 48 km geschafft. Es gibt reichlich Auswahl an Essen und Trinken, ein kleines Radler ist jetzt genau das Richtige. Der letzte Aufstieg führt auf schmalem Pfad durchs gewundene Felsental 200 Höhenmeter hoch, es folgt ein endlos erscheinendes Hochplateau und schließlich der letzte Abstieg, unter anderem durch die Burgruine Helfenstein. Im Ziel bin ich nach 9:32. Claudia ist schon seit einer Stunde da. Die Platzierung ist bei so einem Lauf ohnehin nicht allzu wichtig, durch die vielen Höhenmeter kann man kaum mit anderen Strecken vergleichen. Auf den steilen An- und Abstiegen und den schmalen Wegen können Gelegenheitssportler wie wir kein Vollgas laufen, und die Aussicht will ja auch immer wieder mal bewundert werden. Trackaufzeichnung mit Smartphone: Höhen sind nicht sonderlich präzise, aber für einen Überblick über die Strecke reicht's. 100 km-Lauf Biel, Juni 2022Nach einer ausgefallenen (2020) und einer nicht besonders populären 5-Runden-Ersatzveranstaltung (2021) findet der 100 km-Lauf dieses Jahr wieder (fast) auf der Originalstrecke statt. Da müssen wir natürlich hin. Mein "Trainingszustand" ist halbwegs in Ordnung, vor zwei Wochen habe ich ja noch fleißig zügiges Gehen geübt.Das Wetter ist sommerlich schön, zum Laufen fast ein bisschen zu schön. Beim Start um 22:00 machen sich 451 Läufer und 92 Läuferinnen auf den Weg durch die Stadt. Dort und auch an der ersten Steigung nach Bellmund sind viele Zuschauer an der Strecke; in der Ebene Richtung Aarberg/Lyss taucht man in nächtliche Stille ein, die von einem Fast-Vollmond beleuchtet wird. Da der Startpunkt anders liegt als 2017-2019 und die Strecke diesmal nicht nach Aarberg, sondern direkt nach Lyss führt, fehlt mir dort etwas die Orientierung über mein Tempo. Bei km 15 ist wie immer der Optimismus noch groß, beim Anblick des Schildes denke ich mir immer "Jetzt sind's ja nur noch 85, das wird auch noch irgendwie gehen". Eigentlich ist 1:42 bis hier viel zu schnell, aber auch das denke ich hier jedesmal. (Sogar meine Zeit an diesem Schild ist seit 2017 immer dieselbe.) Langsamer werde ich spätestens an der Steigung nach Lyss ganz automatisch werden. Bei km 25 bin ich in knapp 3 Stunden; die Steigungen gehe ich, und wenn es wieder bergab geht, laufe ich wieder. In Oberramsern (km 38) ist es nachts um halb drei. Da es mit dem Denken und Rechnen um diese Zeit meist nicht weit her ist, habe ich einen Spickzettel mit meinen bisherigen Zwischenzeiten dabei. Die heutigen 4:31 sind bis auf ±1 Minute gleich wie 2017, 2018 und 2019. Ab hier wird es jedesmal mühsam. Es ist auch nicht wahnsinnig motivierend, dass das 40er-Schild gefühlt so weit weg steht, wo es da doch leicht bergab geht. Einsame Straßen, Wälder und Felder. Die Dörfer schlafen natürlich um diese Zeit, aber es sind immer einige Läufer (bzw. Geher) um mich herum. Zwischendurch einige Verpflegungsposten, beleuchtete Inseln im Nirgendwo. Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich am 50 km-Schild. Es kommt diesmal etwas früher als sonst, weil die Strecke am Ende geändert ist. Zwanzig nach vier, es dämmert schon deutlich. Jetzt nimmt die Gegend wieder Gestalt an. Es ist ziemlich frisch, um die 10°. Mir begegnen einige, denen die Kälte zu schaffen macht. Eine Frau hat von irgendwem eine Alu-Decke erbeutet und läuft raschelnd mal vor, mal mit mir. Kirchberg ist diesmal km 58. Zeit 7:11, das liegt im Durchschnitt der letzten vier Male. Etwas schlechter als 2017 und 2018, sieht eher nicht nach einer neuen Bestzeit aus. Besonders da am Ende ja noch die Steigungen bei Pieterlen kommen, die es damals nicht gegeben hatte. Auch wenn es jetzt "nur" noch eine Marathondistanz ist, kann da noch so einiges kommen, besonders an einem so schönen, sonnigen Tag. An der Emme entlang ist der eigentliche Ho-Chi-Minh-Pfad weggefallen, so dass man sich ums Stolpern keine Gedanken machen muss. Der neue Weg ist eher eintönig. Am VP Gerlafingen verlaufe ich mich dieses Mal nicht. Ab hier gibt es wenig Schatten, die Sonne wärmt schon deutlich. Wechsel auf Ärmellos, ich habe das Wechselshirt im Laufrucksack dabei. (Es gibt dieses Mal keinen Gepäcktransport nach Kirchberg; Wechselkleidung muss man daher selber mitnehmen, wenn man keinen Fahrradbegleiter hat.) Mein Tempo pendelt sich bei 8 bis 10 Minuten pro km ein - je nachdem ob es bergauf geht oder den Anschein dazu macht, oder nicht. Bibern, km 78: Zeit 10:23. Jetzt muss noch DER Anstieg bewältigt werden. Tatsächlich sind es nur 50 Höhenmeter von Bibern aus. Dass es erst nach der dritten Kuppe wirklich bergab nach Arch geht, macht es etwas frustrierend. Dafür geht's jetzt 120 Höhenmeter flott bergab. In Arch begrüßt mich der Chef vom Verpflegungsposten: Er kenne mich, ich sei ja schon mindestens zehnmal da gewesen und komme immer zur gleichen Zeit in Arch vorbei. Ganz so ist es nicht, es ist erst das siebte Mal. Aber witzig, dass er mich jedes Mal so begrüßt. An der Aare entlang marschiere bzw. laufe ich im Wechsel, es gibt nur wenig Schatten. In Büren wechselt die Strecke die Flussseite über eine schöne gedeckte Holzbrücke. Ich bin noch ganz im Tran und watschle vor mich hin, als ich in einer Ecke den Fotografen sitzen sehe. Schnell wieder auf Lauftempo beschleunigt, damit das Foto halbwegs dynamisch aussieht. Geht eigentlich noch mit der Lauferei, zumindest bis es bei Meinisberg wieder bergauf geht. Im Wald am Ende der Steigung sitzt wieder ein Fotograf, jetzt gibt's aber keine Dynamik mehr. Der Weg führt nun in etwas Auf und Ab über Pieterlen (km 95) und an der Bahnlinie entlang - zum Glück mit etwas Schatten - ins Ziel. Dort bin ich nach 13:47, nur zehn Minuten mehr als meine bisherige Bestzeit. Dafür, dass mir ab dem Morgen die Sonne auf den Pelz gebrannt hat und es mittags auf die 25° zu geht, ist das ein sehr gutes Ergebnis. Claudia ist seit ziemlich genau einer Stunde im Ziel. Insgesamt kommen 353 Männer und 72 Frauen ins Ziel, d.h. etwas über 20% sind unterwegs ausgestiegen. Trackaufzeichnung mit Smartphone, ein paar Ausreißer mit schlechtem GPS-Empfang. 24-Stunden-Lauf Aareinsel bei Brugg (AG/Schweiz) September 2022Nachdem es letztes Jahr Ende Oktober so bitterkalt war, wurde der Termin auf Ende September verlegt in der Hoffnung, dort mehr vom schönen Spätsommer abzubekommen. Das hat leider nicht so ganz funktioniert: Immerhin war es wärmer als 2021, wir hatten wenigstens keinen Frost. Insgesamt war das Wetter aber ziemlich nass: Der Start war noch halbwegs trocken, dann gab es einige kräftige Schauer, dazwischen immer wieder Nieselregen. Erst spät in der Nacht gab es keinen Regen mehr, dafür kam Nebel auf.Wir reisen in bewährter Besetzung an: Claudia und ich laufen die 24 Stunden (oder haben es zumindest vor), Nina kümmert sich dankenswerterweise um unsere Verpflegung. Inzwischen haben wir auch ein kleines Pavillonzelt, und das ist bei diesen nassen Bedingungen Gold wert, egal wie einfach und billig es gewesen sein mag. Nach dem kräftigen Regen abends habe ich nicht gemerkt, dass meine Schuhe völlig durchnässt waren und ich mir im Lauf der Zeit recht ärgerliche Blasen gelaufen habe. Irgendwann ist es dann leider zu spät, noch die Schuhe zu wechseln. Bis zum km 100 arbeite ich mich noch weiter, und danach hänge ich vorsichtshalber noch zwei Runden an, bevor ich für mich die Veranstaltung beende. Durch die Idee mit den zwei Extrarunden ist meine Platzierung gar nicht so schlecht, mit 103.8 km bin ich 8. von 20. (Tatsächlich haben drei Teilnehmer ziemlich genau nach 100 km aufgehört.) Claudia erreicht 166.7 km und damit Platz 2 unter den Frauen (und interessanterweise kam nur ein Mann weiter als die beiden besten Frauen). Ultramarsch "Donauwellen" 100 km, Oktober 2023Bei vielen Läufen im Frühling und Sommer war es wieder sehr warm, so kamen in Biel (100 km) und auch in Brugg (24 h) eher mäßige Ergebnisse heraus. Kurzfristig haben wir im Herbst noch die Veranstaltung "Ultramarsch Donauwellen" gefunden, wo wir zwei der letzten Startplätze bekommen haben. Für die 100 Kilometer gibt es ein auf den ersten Blick üppiges Zeitlimit von 26 Stunden. Der zweite Blick fällt auf das Höhendiagramm: Die Strecke wechselt ständig zwischen dem Donautal und dem Hochplateau hin und her und macht dabei etwa 3000 Höhenmeter, für die man natürlich auch ein bisschen Zeit brauchen wird.In Sigmaringen-Laiz geht es am Samstagmorgen um 8 Uhr los. Das Wetter ist sonnig, aber der Morgen ist noch ziemlich kalt. Über schmale und steile Wege, eine Hängebrücke und auch einige Treppen marschieren wir durch eine sehr schöne Landschaft. An normales Joggingtempo ist hier kaum zu denken, es geht fast immer rauf und runter.
Fünf Stunden bis zum VP 4, km 81. Ein Uhr nachts; hier gibt es Pfannkuchen mit Apfelmus. Wieder ist eine halbe Stunde Ausruhen schnell vorbei. Noch eine "richtige" Steigung (200 Höhenmeter rauf und runter), der Rest sei dann einfach, sagen die Helfer am VP. Ralph muss hier wegen Schmerzen aussteigen, ich mache mich mit Steffi auf die Zieletappe. Durch die langen Pausen ist mein Schnitt jetzt weit unter 5 km/h gefallen, bei der Ankunft am VP 3 waren's noch 4.98 gewesen. 20 Stunden sind eher illusorisch, es werden wohl eher 22 werden. Die Strecke wird nun aber wirklich wieder einfacher, und mit weniger als einer läppischen Halbmarathondistanz vor der Nase kann man wieder ein bisschen zulegen. Die letzten zwei Kilometer gehen tatsächlich noch im Laufschritt, und so werden es doch noch 20:54. Alleine hätte ich in der Nacht vermutlich viel vor mich hin getrödelt, aber so konnte jeder den anderen ein bisschen mitziehen und noch eine ganz ordentliche Zeit herausholen. 23 Teilnehmer waren vor mir im Ziel, 18 nach mir. 15 haben unterwegs aufgegeben. Trackaufzeichnung Donauwellen mit GPS Röntgenlauf Remscheid 63 km, Oktober 2023Auf dem Weg zum Verwandtenbesuch in den Norden ergibt sich die Gelegenheit, beim Röntgenlauf mitzumachen. Dieser Lauf wurde 2001 (100. Jahrestag der Nobelpreisverleihung an Röntgen) erstmals ausgetragen, er verläuft auf dem Röntgenweg um Remscheid (Geburtsort von W. C. Röntgen). Damit sich die weite Anreise auch lohnt, machen wir beim 63 km-Lauf mit, das sind also drei Halbmarathon-Etappen. Das Wetter ist abgesehen von einem Regenschauer bei km 42 ordentlich, die Strecke führt durch unerwartet viel Landschaft. Man ist fast nur im Wald unterwegs, und es sind viele kleine Anstiege eingebaut, teils auch auf sehr schmalen und rutschigen Pfaden. Im Gegensatz zu den Donauwellen oder auch Biel orientiert sich das Zeitlimit von 9 Stunden allerdings an normalem Lauftempo.Bei km 42 könnte man mit einer Marathonwertung aussteigen, und das überlege ich mir dort auch einige Minuten lang. Auf dem zweiten Drittel gab es kaum Strecken, die sich ordentlich laufen ließen. Am VP9 konnte man mir aber Mut machen, dass von den Steigungen her das mittlere das übelste Stück sei; da ich nur etwas mit dem Zeitlimit hadere, sonst aber im Flachen noch ganz gut laufen kann, mache ich weiter. Der dritte Teil ist tatsächlich einfacher. Laufenderweise komme ich jenseits der 50 km kaum über 7.5 min/km hinaus - das reicht gerade so, um die steilen Gehpassagen einigermaßen auszugleichen. Im Ziel nach 8:43 Stunden, ich habe also 97% der zur Verfügung stehenden Zeit ausgenutzt. Berücksichtigt man die über 1300 Höhenmeter, dann sind 8:16 min/km gar nicht soo schlecht. Immerhin kommen nach mir noch elf Teilnehmer/innen ins Ziel, und die Organisatoren sind bei dem Zeitlimit auch nicht gar so streng. (Andererseits sind auch 140 Teilnehmer vor mir im Ziel, aber die trainieren wahrscheinlich auch ernsthafter als ich. 29 haben sich auf die Marathondistanz umentschieden.) Insgesamt war der Lauf von den Mit-Läufern und auch von den vielen freundlichen Helfern an den VPs her sehr nett. Trackaufzeichnung (mit Handy, Höhen sind teils sehr falsch) Einige Läufe habe ich mit GPS aufgezeichnet (insbesondere solche mit Kinderwagen, weil dort das Zusatzgewicht des GPS keine Rolle spielt). Die GPS-Tracks kann man unter gpstracks_aktuell auf der Openstreetmap anschauen. Einschließlich meiner meist nicht sonderlich ruhmvollen Zwischenzeiten ;-) ![]()
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