Tenerife 2007: Pico del Teide und andere Wanderungen03.-09. März 2007
BerichtDas Wetter in den Alpen verspricht ziemlich schlecht zu werden, und die Schneelage ist bis jetzt sowieso nicht üppig. So entscheiden wir uns kurzfristig, die eine Woche des letztjährigen Resturlaubs im März nicht in den hiesigen Bergen zu verbringen. Last Minute macht's möglich... Teneriffa scheint uns ein sehr geeignetes Ziel, dort kann man sich mit Fahrrad oder zu Fuß sicherlich eine Woche beschäftigen, und immerhin steht dort der höchste Berg Spaniens. Samstag 03. März 2007AnreiseWenn die eigentliche Flugzeit auch nur fünf Stunden beträgt, ist mit der Anreise zum Flughafen, zeitigem Einchecken und Warten aufs Gepäck doch irgendwie der ganze Tag ausgefüllt. Abends um halb sieben erreichen wir das Hotel in Playa de las Américas. Im Vergleich zu unseren bisherigen Urlaubszielen ist sowohl der Flughafen wie auch der Ort extrem touristisch: Die Beschilderung am Flughafen ist nicht nur spanisch und englisch, sondern zusätzlich auch noch auf Deutsch. Im Ort gibt es dutzendweise Geschäfte, die mit "real English food" werben - sehr befremdlich. Im Hotel spricht man Spanisch, Englisch und Deutsch. Sonntag 04. März 2007Radtour/Wanderung: Roque Conde (1001 m)Heute ist Sonntag. Das heißt, dass die Fahrradverleiher heute nicht offen haben. Zumindest diejenigen, die anscheinend auf der üblichen Liste des Hotels und des Reiseveranstalters stehen. Per Telefon können wir aber tatsächlich Fahrräder bekommen; der Vermieter sitzt in Vilaflor weit oben am Berg, aber er bringt die Räder zu uns ins Hotel. Dieses Telefonat wird übrigens das einzige Mal in diesem Urlaub sein, bei dem meine Spanischkenntnisse uns wirklich nützen. Die Fahrräder sind mittags um halb eins da, sie sind ordentlich und passen von der Größe her gut - also probieren wir das Ganze doch gleich mal aus. Unser Ziel ist der auffällige Berg oberhalb Las Américas, der Conde (1001 m). Es gestaltet sich unerwartet schwierig, den Weg aus der "Stadt" herauszufinden, denn in der Hotelfestung sind nur Hotelnamen oder aber "Autopista" auf den Straßenschildern zu sehen. An Radfahrer hat man offensichtlich wenig gedacht. Auf der Landstraße nach Arona ändert sich das Bild schnell, statt der Hotelburgen flankiert trockene Öde die Straße. Bis Arona (630m) fahren wir mit dem Rad stetig bergauf, lassen die Räder im Weiler Vento stehen und wandern die restlichen Höhenmeter zum Gipfel. Der Conde bietet einen guten Überblick über die Südwestecke der Insel und einen ersten Blick auf die Hochebene im Zentrum Teneriffas (die Cañadas), an deren Nordrand der Teide steht.
Montag 05. März 2007Radtour: Boca Tauce (2228 m / 99 km)Heute haben wir uns vorgenommen, bis zum Rand der Hochebene vorzustoßen. Um halb neun machen wir uns auf den schon bekannten Weg von Meereshöhe nach Arona, radeln aber nun weiter, immer steil ansteigend und in immer größerer Tageshitze. Bis zum höchstgelegenen Ort der Insel, Vilaflor (1400 m), ist die Vegetation trocken, sehr spärlich und bietet kaum irgendwo etwas Schatten. Oberhalb folgen lichte Wälder, in denen man zumindest immer wieder mal einen Flecken Schatten für eine kurze Pause nutzen kann. Den höchsten Punkt der Straße mit 2228 m erreichen wir nach 36 Kilometern und sechs Stunden. Nun geht es erst bergab an den Rand der Hochebene bei Boca Tauce, wo die Straße sich gabelt. Der nördliche Ast führt nun durch ein Lavafeld wieder etwas aufwärts und danach in langgezogenen Kehren allmählich wieder hinunter an die Westküste. Die Straße ist sehr ruhig bis Guía de Isora; dort folgen wir wieder der Hauptstraße, und inzwischen merkt man natürlich jede kleine Steigung ganz deutlich. Wieder beginnt das Chaos dort, wo die Autobahn anfängt: Keinerlei Hinweisschilder, die auch nur annähernd nach Süden zeigen würden (außer natürlich der Autopista). So verfahren wir uns mehrmals, denn die Querstraße von Armeñime Richtung Caleta / San Eugenio stellt sich als Schotterpiste heraus, und der ganze Bereich nördlich San Eugenio ist mittlerweile mit Hotels und Golfplätzen gepflastert. Wie schon erwähnt ohne Hinweisschilder, die irgendwas Anderes als "Autopista" oder lokale Hotelnamen anzeigen würden. In Summe kommen wir so immerhin auf 99 Kilometer und 2600 Höhenmeter, von denen gute 200 völlig unnötig gewesen wären. Kurz nach sieben Uhr abends sind wir wieder am Hotel.
Dienstag 06. März 2007RuhetagRuhetag am Strand. Mittwoch 07. März 2007Montañas Blancas (2750 m), Guajara (2715 m)Für Mittwoch und Donnerstag haben wir uns einen Mietwagen besorgt, denn wir müssen für die Genehmigung für den Teide nach Santa Cruz, und das liegt 70 Kilometer entfernt. Das wäre zwar mit dem Bus noch ganz gut machbar, aber für den Berg selbst ist ein Mietwagen unerlässlich (siehe Infos unten). Das Permit ist schnell besorgt, es ist für morgen aber nur noch die Zeit von 9 bis 11 Uhr frei. Wir fahren zurück über die Hochebene und schauen uns den Berg schon mal etwas an. Eine zweistündige Wanderung führt uns das erste Stück des Wegs zum Teide zu den Montañas Blancas (2750 m, eine flache Schulter bevor es endlich richtig bergauf geht) und zurück. Der Weg ist eher langweilig, eine Fahrstraße. Die "Huevos del Teide" sind recht interessant anzusehen: Das sind Lavabrocken, die ihren eigenen Lavastrom überholt haben. Wie man sich Schneebälle klassisch vorstellt, haben sie das noch heiße Material beim Herunterrollen in Schichten aufgewickelt und liegen nun weit unter dem schwarzen Lavastrom im hellen Sand. Am südlichen Rand der Cañadas finden wir ein interessanteres Ziel, den Guajara (mit 2715 m der dritthöchste Berg der Kanaren). Nach einigen Metern auf breiter Fahrstraße führt ein ganz netter kleiner Weg nach oben in einen Pass, von dem aus man den Gipfel über etwas ausgesetzte Bänder (aber nie ernsthaft schwierig) erreicht. Donnerstag 08. März 2007Pico del Teide (3718 m)Heute gibt's (bedauerlicherweise) kein Frühstücksbüffet, denn wir müssen zwischen neun und elf am Gipfel sein. Das heißt: Aufstehen um vier, wir gehen um 5:20 am Parkplatz los. Vor vier Tagen war Vollmond, so ist es auch ohne Stirnlampe hell genug, um den Weg zu finden. Bald erscheint sowieso der erste Lichtschimmer im Osten, und auf 3000 Metern erleben wir einen prächtigen Sonnenaufgang über dem gegenüberliegenden Gran Canaria. Gegen acht Uhr sind wir am Refugio Altavista (3260 m), das momentan aber geschlossen sind. Weiter führt der Weg durch gröberes schwarzes Lavageröll, kurz vor neun sind wir an der Seilbahnstation (3560 m). Von dort zum Gipfel ist es nochmal eine knappe halbe Stunde, und schon liegt uns ganz Teneriffa zu Füßen. Das Wetter ist prächtig, aus den niedrigen Passatwolken ragen viele der Nachbarinseln heraus. Neben dem Gipfel treten schweflige Dämpfe aus, ganz oben ist es ziemlich windig; wir bleiben daher nicht allzu lange auf dem Gipfel. Der Rückweg ist schnell gemacht, um halb eins sind wir zurück am Parkplatz. Während wir am frühen Morgen kaum jemanden getroffen haben, begegnen uns beim Abstieg viele aufsteigende Gruppen, von denen etliche Teilnehmer nicht mehr ganz taufrisch aussehen. Im Nachhinein war es sicher besser, in der Kühle der Nacht loszugehen als in dieser Mittagshitze. Freitag 09. März 2007Radtour/Wanderung: Barranco del InfiernoNach der langen Wanderung gestern nehmen wir uns für heute nur eine Kleinigkeit vor: die Höllenschlucht bei Adeje. Damit es nicht zu dekadent wirkt, nutzen wir wieder die Fahrräder für den Weg nach Adeje; mittlerweile finden wir den Weg aus der Stadt schon mit fast keinem Verhauer. In Adeje müssen wir feststellen, dass auch diese Attraktion stark reglementiert ist - erstens kostet es 3 Euro Eintritt, zweitens gibt es Kontingente. Eine Wartezeit von einer Stunde ist aber gut auszuhalten. Die wandertechnischen Anforderungen können sicher nicht mit dem Guajara mithalten, die Schlucht ist im Inneren aber angenehm schattig und kühl, ein recht nettes Ausflugsziel. Zwei Stunden für Hin- und Rückweg sind angemessen, dazu kommt natürlich noch der Rückweg per Fahrrad nach Downtown Las Américas. Den beherrschen wir mittlerweile so gut, dass wir uns nicht ein einziges Mal verfahren.
Samstag 10. März 2007RuhetagEigentlich hatten wir überlegt, vielleicht nach Masca zu gehen und die Wanderung durch die Schlucht ans Meer zu machen. Das behalten wir uns aber doch für den nächsten Besuch vor, denn mit dem Fahrrad wäre es doch ein ziemlich gut ausgefüllter Tag - heute ist eher ein bisschen Ruhe angesagt. Das Wetter ist auch nicht so schön klar wie an den vorangegangenen Tagen, eher dunstig und trüb. Sonntag 11. März 2007AbreiseMorgens noch ein paar Stündchen Urlaub, dann Transfer zum Flughafen und Rückflug nach München. HinweiseHotel, VeranstalterUnsere Reise war last-minute gebucht bei LTur, an der Organisation und dem Hotel (Noelia, ****) war nichts auszusetzen. Las Américas ist anscheinend mehrheitlich von urlaubenden Briten bevölkert, die die meisten Dinge eines guten und reichhaltigen Frühstücks- und Abendessen-Buffets erstaunlich gut ignorieren können und baked beans auf blassen Toastbrot essen. Im erwähnten Hotel war weiterhin auffällig, dass sicherlich 80-90% der Gäste deutlich im Rentenalter waren. BusverbindungenDie Busfahrpläne sind für die Hauptverbindungen recht ordentlich; wir haben den Bus jedoch nicht genutzt, weil wir für die kürzeren Strecken die Fahrräder benutzt haben. Es gibt zwar einen Bus, der von Las Américas zur Teide-Seilbahn fährt, aber er fährt nur einmal täglich: um neun Uhr hin und um 15 Uhr zurück. Für eine Besteigung zu Fuß (mit Abstieg zu Fuß) genügt die Zeit nicht, so dass man dafür auf einen Mietwagen angewiesen ist. Mietwagen, FahrräderJedes Hotel und jede Reiseagentur hat ihre Kontakte, über die man an einen Mietwagen oder Fahrräder kommt. Bei den Fahrrädern war es sonntags etwas schwierig, wir hatten sehr daraufhin kurzfristig telefonisch Räder bei Crazybike angemietet und waren damit sehr zufrieden. Preise: Auto pro Tag ca. 20-40 EUR, Fahrrad für eine Woche 55 EUR. RadfahrenDie Hotelstädte an der Küste sind nicht sehr fahrradfreundlich angelegt, dort scheint das Hauptinteresse das Flanieren auf der Promenade oder das schnellstmögliche Erreichen der Autobahn zu sein. Die Landstraßen sind meist nicht beschildert, und Landkarten sind der permanenten Aus- und Umbautätigkeit wegen immer veraltet. Generell sind die Straßen recht gut ausgebaut, die Autofahrer im allgemeinen rücksichtsvoll und vorsichtig gegenüber Radfahrern. Die Topographie ist häufig nicht sehr fahrrad-freundlich, die Verbindungsstraßen verlaufen oft weit oberhalb der Küste (häufig in über 500 Metern Höhe). So bekommt man auch auf kurzen Strecken schnell einiges an Höhenmetern zusammen. Pico del TeideDer Pico del Teide ist mit 3718 m der höchste Berg Spaniens (die Berge im kontinentalen Spanien erreichen knapp 3400 Meter, Mulhacén und Pyrenäen). Nach unserer GPS-Messung war der Teide allerdings 3729 m hoch. Nachdem das GPS in den Alpen im Allgemeinen auf maximal 2 Meter Abweichung genau war, ist also entweder die Höhe in der Karte zu niedrig angegeben, oder der Meeresspiegel für die GPS-Messung (das Geoid) ist im GPS hier falsch. Da auch bei anderen Bergen Abweichungen um 8 bis 15 m nach oben auftreten, ist wohl letzteres der Fall. Der Teide liegt im Zentrum eines großen Nationalparks, der die gesamte Cañadas-Hochebene einschließlich der Randberge umfasst - damit also den ganzen inneren Teil Teneriffas ab einer Höhe von ungefähr 2000-2300 Metern. Die Wege im Nationalpartk sind im allgemeinen gut markiert. Auf den breiten Fahrwegen ist das Fahrradfahren explizit verboten, und als Wanderwege sind diese Fahrstraßen denkbar langweilig.
Von der Straße auf 2350 m führt eine Seilbahn bis unterhalb des Teide-Gipfels. Dadurch ist die Gipfelregion zwischen 9 und 16 Uhr nicht gerade sehr einsam; um den eigentlichen Gipfel
vor dem Ansturm zu schützen, ist das letzte Stück des Wegs zum Gipfel genehmigungspflichtig. Die Genehmigung bekommt man im Nationalparkbüro in Santa Cruz de Tenerife, Calle Emilio Calzadillo 5, 4. Stock. Kopien des Personalausweises oder Reisepasses mitbringen, oder (neu 2011) auch im Internet unter Die Wanderung auf den Teide ist technisch unproblematisch, der Weg ist sehr gut (vielleicht ein bisschen zu gut). Vom Parkplatz auf 2350 m, zwei Kilometer östlich der Seilbahn-Talstation, braucht man etwa vier Stunden zum Gipfel. Die Genehmigung braucht man für den obersten Teil von 3550 m bis zum Gipfel. Unterwegs gibt es kein Wasser, es empfiehlt sich also, genügend zu Trinken mitzunehmen - besonders wenn man in der Mittagshitze unterwegs ist. Schnee ist nicht allzu häufig, kommt aber durchaus vor. Er schmilzt in der Sonne relativ schnell; aber wenn es schneit, dann bleibt auch oft eine ganze Menge liegen. Nach solchen starken Schneefällen kann man den Teide nicht besteigen, insbesondere ist der Weg zum Gipfel dann gesperrt. Literatur
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© 2007 Hartmut Bielefeldt
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