Cristallina-Basòdinoein verlängertes Wochenende im Nordtessin13.-15. Februar 2004Freitag, 13.2.
Schon wieder ein Freitag, der 13., aber diesmal geht nichts zu Bruch (anders als vor ein paar Jahren am Pigne d'Arolla). Kurz nach vier Uhr sind wir zurück an der Hütte. Das Wetter ist schön, und wir wollten eigentlich heute noch zur Capanna Basòdino abfahren. Da es aber nur noch anderthalb Stunden hell ist und wir die Route dorthin nicht kennen (sie sieht auf der Karte stellenweise etwas seltsam aus), bleiben wir lieber in der Capanna Cristallina. Die Hütte ist bewartet, es sind (obwohl es Freitag ist) etwa 15 Gäste da. Mit dem Hüttenwart hatten wir gar nicht gerechnet, aber so können wir die Getränkevorräte etwas schonen.
Samstag, 14.2.Gut, dass wir gestern die Schnapsidee verworfen hatten, "noch schnell" zur Capanna Basòdino runterzufahren. Am Ende des Lago Sfundau warten 70 Höhenmeter Gegensteigung, dann geht es steil zwischen den Felsstufen herunter zur verschneiten Straße. Nach wenigen Minuten bequemer Abfahrt stehen wir vor einem Felsabbruch. Ein unauffälliges Loch hinter einer Wächte stellt sich als Tunnel heraus - das ist offensichtlich die einzige Möglichkeit. Der Boden ist natürlich spiegelglatt, am Ende kann man steil durch ein kleines Loch wieder ans Tageslicht klettern. Jetzt geht es entlang der Straße (oder was man davon erahnen kann) durch teilweise recht steile Hänge, aber ohne weitere Schwierigkeiten zur Alp Robièi. Gestern abend bei einbrechender Dunkelheit hätten wir auf dieser Tour sicher hübsch im Tunnel übernachten können.
Hier deponieren wir das Übernachtungsgepäck und steigen mit Tagesrucksack weiter zum Basòdino. Wir müssen seit mindestens einer Woche hier die Ersten sein, denn wir dürfen in tiefem Schnee eine frische Spur pflügen. Obwohl das Wetter bestens ist, ist die Orientierung in den alten Gletscherschliff-Hügeln sehr unübersichtlich. Eine Welt voll kleiner und größerer Mulden, die uns viele Höhenmeter kostet, bis wir endlich den Hang zum Basòdino-Gletscher erreichen. Hier ist von tiefem Schnee nicht mehr die Rede: Der Wind hat den Hang total verblasen, alles ist voll von teils halbmeterhohen, harten Windgangeln. Viereinhalb Stunden bis zum kleinen Sattel nördlich des Basòdino; Skidepot auf 3180 m. Eine halbe Stunde über einen hübschen, aber doch unschwierigen Grat führt auf den Gipfel des Basòdino, 3272 m. Es ist eine schöne Aussicht ins dunstige Tessin, zum Monte Rosa und in die Berneralpen geboten. Heute ist es fast windstill, das macht bei einem Dreitausender im Februar einiges aus. Das Wort "Abfahrt" kann man für die 1300 Höhenmeter Windgangelpiste bis nach Robièi eigentlich kaum verwenden. So einen tollen Schnee gibt's halt nur im Hochwinter. Um halb sechs erreichen wir die Capanna Basòdino.
Sonntag, 15.2.Heute geht es wieder zurück ins Val Bedretto. Wir wählen den Weg über die Bocchetta di Val Maggia; da es sehr windig ist, verzichten wir auf die Gipfel am Wegesrand. Von der Bocchetta zum Passo San Giacomo sieht es zwar auf der Karte "fahrbar" aus, aber das Gefälle reicht doch nicht aus, und die Querung dauert eine ganze Stunde. In All'Acqua sind wir dann aber sehr schnell. Dort ist auch schnell eine Mitfahrgelegenheit nach Ossasco gefunden. Praktische HinweiseHüttenCapanna Cristallina CAS, 2575 mDie neue Hütte wurde 2002 direkt am Passo di Cristallina gebaut, nachdem die ursprüngliche Hütte im oberen Val Torta von einer Lawine zerstört worden war. Aufstiegszeit von Ossasco ca. 3-4 Stunden. Capanna Basòdino CAS, 1856 m
Unterhalb der Alp Robièi, wo die kleine Hochfläche ins Tal abbricht. Relativ kleine Hütte mit 70 Plätzen (im Winter 18 Plätze), im Winter nicht bewartet, aber sauber und schön in Ordnung. Zugang von der Capanna Cristallina 1 1/2 Stunden. RoutenCristallinaVon der Capanna Cristallina möglichst ohne Höhe zu verlieren nach Südosten in die Mulde unter der Cristallina queren und den Hang zum Gipfel im Wesentlichen direkt hochsteigen, Skidepot auf dem Grat links des Gipfels und das letzte Stück zu Fuß. 1 Stunde von der Capanna, GA. BasòdinoVon der Kraftwerkszentrale Robièi steigt man steil in das kleine Seitental Valletta die Fiorina auf. Bei der Alp Randinascia auf 2156 m verlässt man die kleine Talmulde nach links und arbeitet sich
durch die Höcker und Mulden an den Fuß des großen Hangs, der oben den Basòdino-Gletscher trägt. Etwas linkshaltend einen Steilhang aufsteigen, nach rechts zurück, und auf 2400 m neigt sich der Hang deutlich zurück. Dann recht eintönig bis zum Sattel nördlich des Basòdino; dort Skidepot. Man kann den Grat auch
eine Stufe weiter oben (südlich) erreichen, wenn die Nordostflanke gut verschneit ist.
Die Spaltengefahrt erschien uns relativ gering, wenn man die Augen etwas offenhält. Von Robièi 4 Stunden zum Skidepot und nochmals 1/2 Stunde zum Gipfel. GA (Im Führer steht MA, aber der Steilhang unterhalb 2400 m ist schwieriger als MA) Führer/Karte
Kartenskizze
© 2004 Hartmut Bielefeldt
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