Sommer 2007Touren in den französischen und italienischen Alpen
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Aiguille de Tré-la-Tête, vom Petit Mont Blanc gesehen |
Tré-la-Tête und Petit Mont Blanc |
1 Früher hatte der Miagegletscher das Tal versperrt und so einen See aufgestaut. Da der Gletscher in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, fehlt die Stauwirkung, und der See verlandet in einer Schwemmebene.
2auf der französischen Karte als Biv. du Petit Mont Blanc ou Giovane Montagne eingezeichnet
Zwei Stunden später sind wir in Pont im Valsavarenche und machen uns an den Aufstieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II (2732 m). Ausnahmsweise werden wir diesmal auch dort übernachten; die Hütte ist vielleicht etwas ungewöhnlich (besonders wenn man unmittelbar unter dem Dach liegt, denn da ist es sehr eng), aber sonst gut in Ordnung.
Am Freitagmorgen gehen wir um viertel nach vier los zum Gran Paradiso. Im Blockwerk ist die Route in der Dunkelheit ein wenig unübersichtlich, aber alle mehr oder weniger unfreiwilligen Varianten kommen ziemlich aufs Gleiche raus. Mit zunehmender Höhe wird der Wind immer bissiger. Der Nordföhn hält uns zwar das Schlechtwetter im Norden vom Leib, bei 60 km/h sind die Bedingungen für Hochtouren jedoch etwas schwierig. Nach 4 1/2 Stunden sind wir am Gipfel; wegen des Windes und der ziemlich vielen Leute lassen wir den Hauptgipfel mit der Madonna diesmal aus (wir waren schließlich schon zweimal da).
Der Abstieg geht zügig, denn je weiter (und schneller) man runterkommt, umso besser ist man vor dem eisigen Wind geschützt. Im Blockfeld ist der Weg bei Tageslicht besser zu finden, bleibt aber verbesserungsbedürftig. Um halb zwei sind wir wieder in Pont. Wir verlagern uns nach Aosta.
Morgens um halb neun starten wir in der Hochhauswüste des Skigebiets von Pila (1870 m), um einen der höchsten "Wanderberge" der Alpen zu besuchen. Sobald man das - extrem abschreckende - Skigebiet hinter sich gelassen hat, wandert man durch eine schöne Hochgebirgslandschaft über Lago und Colle di Chamolé in ein Hochtal, das einen einfachen Zugang zum Mont Emilius vermittelt. Die obersten dreihundert Meter sind zwar eher kein Weg, sondern eine mit Vorsicht zu genießende Schotterhalde - insgesamt aber kann man auf kaum einen Berg dieser Höhe dermaßen einfach gelangen. Das ganz besondere am Mont Emilius ist der ungebremste Tiefblick auf das dreitausend Meter direkt unter dem Gipfel gelegene Aosta.
Für eine Tagestour ist eine ganze Menge geboten: Abgesehen von insgesamt 22 Kilometern Strecke machen wir 2070 Höhenmeter (einschließlich der zweimaligen mühsamen Gegensteigung am Colle di Chamolé). Abends um sechs sind wir zurück am Auto.
Aosta, 3000 m unter uns |
Zentrum von Aosta |
Der Mont Emilius vom Campingplatz bei Aosta gesehen |
Wir fahren weiter in den Süden; der starke Wind lässt nicht nach, Hochtouren sind nur erschwert möglich. Abgesehen davon sieht manche Tour, die in älteren Pause-Büchern noch empfohlen wurde, heutzutage sehr öde und schuttig aus. So wäre die Pointe de Charbonnel früher mal ein interessanter Gipfel gewesen, mit fast 2000 Metern Höhenunterschied ohne Stützpunkt zwischendurch. Der Gletscher ist aber so weit zurückgegangen, dass nur noch die obersten 500 Meter vielleicht interessant wären, der Rest einfach nur steile Geröllkrabbelei. Aber wir haben ja die Fahrräder dabei und auch einige Literatur über die Straßen der Region. Wir fahren also weiter über den Mont Cenis ins Tal von Susa und übernachten dort.
Von Bardonecchia (1200 m) aus fahren wir auf der - angeblich - höchstgelegenen öffentlichen Straße der Alpen zum Col Sommeiller. Dort gab es in längst vergangenen Zeiten ein Sommerskigebiet. Die Straße ist bis zum Weiler Rochemolles (ca. 1700 m) geteert, danach nur noch geschottert. Mit dem Fahrrad sind die 1800 Höhenmeter lang und mühsam, aber machbar. Die Kehren oberhalb des Rifugio Scarfiotti bieten uns jedoch einen gewissen Unterhaltungswert, weil dort ein ganzer Konvoi allrädriger Deutscher sich um die Kurven müht, was nicht ohne haarige Situationen abgeht. Bis zum Col (3000 m) sind es insgesamt 26 Kilometer. Die Gegend ist irgendwie ein bisschen trostlos, auch die nahegelegenen Berge erlauben keinen einfachen kurzen Abstecher auf irgendeinen Gipfel. Die Fernsicht - z.B. zur Barre des Ecrins im Süden - ist aber sehr nett. Wie schon die letzten Tage im Aostatal ist es aber zwar recht sonnig, aber sehr windig schon in dieser Höhe von "nur" 3000 Metern. Wir schauen also bald, dass wir wieder runterkommen. Nach insgesamt 8 1/2 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt.
bei ca. 1800 m |
Hochtal auf 2500 m |
kurz vor dem Pass | |
am Lago di Sommeiller, 3000 m |
Abfahrt durch die Kehren am Rif. Scarfiotti |
Wir fahren ein Stück zurück nach Norden zum Mont Cenis und drehen dort eine ausgiebige Runde um den Lac du Mont Cenis. Hier gibt es viele alte Militärstraßen, die mit einem halbwegs guten Fahrrad nutzbar sein sollten. Der See liegt bereits auf 1974 m, so kommt man bald auf anständige Höhen. Fort Variselle ist leicht zu erreichen; die Strecke auf den Mont Malamot (2914) ist dagegen streckenweise in völlig desolatem Zustand. Auf dem Rückweg machen wir einen kurzen Abstecher zum (wenig interessanten) Fort Pattacreuse und umrunden den See dann auf der Hauptstraße im Norden. So kommen immerhin 47 Kilometer und 1550 Höhenmeter zusammen.
Die Forts stammen meist aus der Zeit um 1890. Die Bauwerke sind zwar teils stark verfallen, aber es ist trotzdem eindrucksvoll, welchen Aufwand man so treibt - oft im unsinnigen Kampf um ein paar Quadratkilometer. Das krasseste Beispiel dürfte die riesige italienische Festung auf dem Mont Chaberton sein, für deren Bau man 17 Jahre benötigte und die wenige Tage nach Fertigstellung 1940 von der französischen Artillerie von den 8 Kilometer entfernten Forts Janus und Gondran aus zerstört wurde.
Fort Variselle |
Blick vom Mont Malamot auf den Lac du Mont Cenis |
das Gipfelfort am Mont Malamot |
Edelweiss wächst direkt neben der Straße |
einige Stellen sind völlig unbefahrbar |
Am Fort Pattacreuse |
Wir verlagern uns weiter nach Süden, von Bardonecchia über Oulx zum Montgenèvre. Die Wanderung von Fenils auf den Mont Chaberton endet schon nach zehn Minuten in einem Gewitterschauer. Auch der nächste Versuch, wenigstens am Nachmittag noch etwas zu unternehmen, wird nicht sehr ausufernd: Bei Puy St-Vincent (Vallouise) steigen wir ein Stück weit in den Übungsklettersteig Combe de Narreyroux ein, aber das Gelände ist sehr schlammig, und wir kommen gerade rechtzeitig vor dem nächsten Gewitter wieder raus. Übernachtung auf dem (sehr schönen) Campingplatz von Ailefroide.
Der Col du Parpaillon ist einer der höchstgelegenen Tunnel in den Alpen - der Pass wird nicht überquert, sondern in einem 600 Meter langen Tunnel unterfahren. Die Straße ist - wie viele in dieser Gegend - für den öffentlichen Verkehr erlaubt, aber der ungeteerte Teil ist mit dem Auto sicherlich mühsam zu fahren und wird daher wenig frequentiert.
Wir starten bei Embrun nahe des Lac de Serre-Ponçon, auf 800 Metern. Bis zum Pont du Réal (1850 m, km 20) ist die Straße geteert, danach wird es wieder mühsamer und auch ziemlich einsam. Die Straße wird wieder ziemlich rustikal; ich bleibe auf dem Fahrrad, Claudia kürzt die Kehren zu Fuß ab und ist genauso schnell.
Nach 5 1/2 Stunden sind wir am Tunneleingang (2645 m, km 29.3). Der Tunnel ist finster und voller Pfützen, und mittendrin kommt uns noch ein Auto entgegen.
Nachdem wir am Südportal angekommen sind, geht Claudia zurück zum Nordportal und fährt zum Auto zurück; ich möchte die andere Seite weiter erkunden und fahre auf der Südseite an der Ubaye entlang zurück, zumindest bis mich der Gegenwind ausbremst. Nach 79 Kilometern ist es abends um sechs, da lasse ich mich lieber mit dem Auto abholen. Das war auch besser so, denn am Lac de Serre-Ponçon hätte noch ein paar schöne Gegensteigungen auf mich gewartet (mindestens 300 Höhenmeter).
Der Zustieg zum Biwak dauert vom Lac Combal etwa 3 1/2 Stunden auf einem kleinen, manchmal etwas undeutlichem Pfad (EB) durch die Bergflanke und die auffällige Rinne. Das Biwak ist mit reichlich Decken ausgestattet und war 2007 sehr sauber. Eine Gaskartusche, aber kein Kocher vorhanden.
Auf der französischen Karte 3531ET ist das Biwak als "Biv. du Petit Mont Blanc ou Giovane Montagne", am Biwak selbst ist als Bezeichnung "Bivacco Luigi Rainetto" angegeben. Auf der Schweizer LK 292 ist es nicht eingezeichnet.
Vom Biwak dem Bergrücken zum Petit Mont Blanc folgen (L, 1 Stunde). Etwa 30 Meter unter dem Gipfel führt ein Couloir nach links herunter auf den Glacier du Petit Mont Blanc, über den man dann ohne größere Schwierigkeiten den Gipfelgrat der Aiguille du Tré-la-Tête erreichen kann (WS). Der Rother-Führer "Mont Blanc" aus dem Jahr 2000 beschreibt das den Zustieg als Firn- oder Eiscouloir; Ende Juli 2007 war es jedoch eine lose und sehr steile (>45°) Schutthalde, die wir uns nicht antun wollten.
Die Routen über die Grate sind im Rother-Führer als III angegeben (sowohl Nordgrat wie Südwestgrat). Es sollte auch möglich sein, vom Bivouac d'Estelette zum Glacier du Petit Mont Blanc zu queren.
Das Rifugio Vittorio Emanuele II (2732 m) erreicht man vom Parkplatz in Pont aus in ca. 2 Stunden auf einem kaum zu übersehenden Weg. Es empfiehlt sich, spätestens in Pont in der Hütte anzurufen und Plätze zu reservieren, die Hütte ist besonders in der italienischen Ferienzeit oft voll. Es lohnt sich, die erste halbe Stunde des Weiterwegs am Nachmittag noch zu erkunden, der Weg durchs Schuttfeld ist unübersichtlich und im Dunkeln schnell verpasst.
Vom Rifugio quert man die Ebene nach links und steigt dann in einem Rechtsbogen in das Tal auf, an dessen Ende die Zunge des Ghiacciaio del Gran Paradiso liegt. Die Route ist zwar mit Steinmännern markiert, aber der Weg verliert sich immer wieder in den großen Felsplatten, daher ist er im Dunkeln nicht immer leicht zu finden. Den Gletscher betritt man auf ca. 3100 m. Ab dort gibt es meistens eine deutliche Spur, die im Zickzack den Hang hochführt. Man hält sich mehr oder weniger auf die seltsame Berggestalt der Becca di Montcorvé zu, die wie eine kleine Sphinx aussieht. Der Eselsrücken trennt den Ghiacciaio del Gran Paradiso vom Ghiacciaio de Laveciau; hier kommt die Route vom Rif. Chabod dazu, und man sieht endlich den eigentlichen Gipfelhang mit seinem Hängegletscher. Rechts ausholend steigt man die Hänge unter dem Grat hoch, überquert einen Bergschrund (im Herbst manchmal problematisch) und erreicht den Grat rechts von der Madonna. Um auf den Gipfel mit der Madonna zu kommen, muss man die Felsen auf der rechten Seite queren (I-II, aber sehr ausgesetzt). Der Gipfel jenseits der Madonna ist etwa gleich hoch, möglicherweise sogar etwas höher als der Madonnengipfel. Um dorthin zu kommen, muss man den Madonnengipfel umgehen. (Wir waren im Herbst 1990 auf beiden gewesen, das war allerdings vor der GPS-Ära.)
Der Anstieg vom Rifugio Chabod (etwas nördlicher gelegen) wird auch viel begangen; im oberen Teil trifft er sich mit dem Zustieg von Vittorio Emanuele II. Die Nordwestwand wird auch vom Rif. Chabod aus begangen. Die Anstiege von Nordosten (Val di Cogne) sind ziemlich unüblich.
Den Mont Emilius kann man von verschiedenen Seiten aus erreichen, es gibt auch diverse Biwaks in der Gruppe. Der Anstieg von Pila scheint mir aber der einzige Weg, ohne Übernachtung hin und zurück zu kommen:
Von Pila (1800 m) geht man zum Lago di Chamolé (2300 m, 1 1/2 - 2 h). Der Weg führt nun den Colle di Chamolé (2641 m) hinauf, der eigentlich nur ein Absatz und kein eigentlicher Pass ist. Er vermittelt aber den günstigsten Zustieg ins Hochtal der Alpe Arbole.
Auf der anderen Seite geht es 140 Meter hinunter zur Alpe Arbole, wo sich eine Hütte befindet. Hier kann man wohl auch übernachten. Von Arbole folgt man dem breiten Hochtal über einige steilere Stufen zum Lago Gelato und Richtung Col d'Arbole. Kurz oberhalb des Sees verlässt man auf 3000 m den Weg zum Col nach links, auf den Grat zu. Der Weg verliert sich teilweise etwas, man erreicht den Grat bei 3200 m. Von hier arbeitet man sich am Südgrat bzw. etwas in der Südostflanke aufwärts (EB), wo man immer wieder Wegspuren findet (von denen die meisten auch mehr oder weniger richtig sind).
Es gibt auch einen Klettersteig, der den Gipfel von Westen her erreicht. Hier kenne ich den genauen Wegverlauf aber nicht.
Die Radtouren sind im unten erwähnten Buch ausführlich beschrieben, auch wenn die Nummerierung im Buch etwas unübersichtlich ist.
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Letzte Änderung am Samstag, 20. Juni 2009 durch Hartmut Bielefeldt